Komik und Behinderung

V. li.: Gerd Hartmann, Prof. Dr. Susanne Hartwig, Martin Fromme, Niko von Glasow und Prof. Dr. Dieter Kulke. Im Hintergrund zugeschaltet: Samuel Koch (Foto: Passauer Neue Presse/Julia Mondry)
V. li.: Gerd Hartmann, Prof. Dr. Susanne Hartwig, Martin Fromme, Niko von Glasow und Prof. Dr. Dieter Kulke. Im Hintergrund zugeschaltet: Samuel Koch (Foto: Passauer Neue Presse/Julia Mondry)
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Humor auf Augenhöhe: Komik kann zur Inklusion beitragen und ist möglich, wenn die Perspektive behinderter Menschen berücksichtig wird

Würzburg/Schweinfurt – „Komik und Behinderung im Schnittpunkt von Kultur-, Medien-, Sozial- und Bildungswissenschaften“: Dies war das Thema des ersten von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) geförderten, interdisziplinären Netzwerktreffens an der Universität Passau unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Hartwig, Lehrstuhl Romanische Literaturen und Kulturen. Prof. Dr. Dieter Kulke von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften (FAS) der Technischen Hochschule Würzburg- Schweinfurt (THWS) und Leiter des Vertiefungsbereichs Soziale Arbeit und Behinderung nahm als Mitglied dieses Netzwerks zusammen mit rund 20 anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Spanien, Großbritannien und Lateinamerika an dem Treffen teil.

Komik und Humor als Mittel der Inklusion

Die Verbindung von Komik und Behinderung und ihre Darstellung in Literatur, Film, Theater, Serien und in der Comedy eröffnet neue Perspektiven auf den gesellschaftlichen Umgang mit Behinderung. Der Einsatz von Humor kann zur

Inklusion beitragen, indem durch ihn Vorurteile und Missverständnisse offengelegt werden und ein Verständnis für die Lebenswirklichkeit von Menschen mit Behinderung ermöglicht wird. Prof. Dr. Kulke brachte dabei eine soziologische Betrachtungsweise ein und verwies in seinem Vortrag speziell auf die Bedeutung der Perspektive von beeinträchtigten Menschen auf das Thema: das Motto der Behindertenbewegung „Nichts über uns – ohne uns“ beschreibe, wie wichtig es ist, die Sichtweise behinderter Menschen zur Einordnung und Bewertung von Komik zu berücksichtigen. Hierzu wurden im Lehrgebiet von Prof. Dr. Kulke im Arbeitsbereich „Soziale Arbeit und Behinderung“ schon mehrere Qualifizierungsarbeiten geschrieben.

Ein hervorzuhebendes Ergebnis aus qualitativen Befragungen ergab, dass das Lachen über Behinderung auch als Ausdruck von Normalisierung und Inklusion gesehen werde, es aber nicht unter die „Gürtellinie“ gehen dürfe. Bei der praktischen Umsetzung des Themas in Würzburg ist die Offene Behindertenarbeit des Diakonischen Werkes Würzburg aktiv, die bereits unterschiedliche Veranstaltungen mit Beteiligung der FAS organisierte.

Die wissenschaftlichen Vorträge des Netzwerktreffens wurden von einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitet. Ein Höhepunkt war die öffentliche Veranstaltung „Was gibt es da zu lachen? Komik und Behinderung im Rampenlicht“, die Prof. Dr. Hartwig und Prof. Dr. Kulke moderierten. Kulturschaffende wie Comedian Martin Fromme, Regisseur und Filmproduzent Niko von Glasow, Theaterregisseur und Autor Gerd Hartmann sowie Autor und Schauspieler Samuel Koch diskutierten lebhaft über den Zusammenhang von Komik und Behinderung sowie deren Bedeutung in ihrem Schaffen.

Komik und Lachen können in diesem Fall wie ein Türöffner funktionieren, der zur Auseinandersetzung mit Behinderung führte. Martin Fromme zeigte eindrücklich, dass dies auch zu einer Stärkung der Menschen mit Behinderung beitrage. Wichtig dabei sei, wer Behinderung repräsentiere und welche Haltung diese Person dabei einnehme. Wenn deutlich ist, dass Respekt das Fundament aller Interaktion ist, seien auch derbere Witze erlaubt, wie Samuel Koch betonte. Gemeinsam zu lachen, das ist gelebte Inklusion!