In unserer Themenwoche haben wir verschiedene Muster toxischen Männerverhaltens auf Datingplattformen beleuchtet. Zum Abschluss widmen wir uns einer besonders schmerzhaften Form emotionaler Manipulation: dem Silent Treatment.
Dabei handelt es sich nicht um eine kurze Pause zur Beruhigung oder einen normalen Rückzug, sondern um bewusst eingesetztes Schweigen. Nachrichten bleiben unbeantwortet, Gespräche werden abrupt abgebrochen, Erklärungen fehlen. Ziel ist es nicht, Abstand zu gewinnen – sondern Macht auszuüben.
Warum Silent Treatment so belastend ist
Menschen sind soziale Wesen. Wird Kommunikation plötzlich entzogen, entstehen Unsicherheit, Angst und Selbstzweifel. Betroffene fragen sich, was sie falsch gemacht haben, ob sie zu viel verlangt oder etwas zerstört haben. Genau diese Reaktion ist Teil der Manipulation.
Silent Treatment wird häufig eingesetzt, um Kontrolle zu behalten oder den anderen emotional gefügig zu machen. Oft folgt auf das Schweigen später eine Rückkehr – ohne Entschuldigung, ohne Klärung.
Typische Anzeichen
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plötzliche Funkstille nach Konflikten
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Ignorieren von Nachrichten ohne Erklärung
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Rückzug als Reaktion auf Grenzsetzung
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Kontaktaufnahme erst, wenn der andere nachgibt
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fehlende Bereitschaft zur Klärung
Gesunde Kommunikation sieht anders aus
In stabilen Beziehungen werden Pausen angekündigt, Konflikte benannt und Gespräche fortgeführt. Schweigen dient nicht als Druckmittel, sondern höchstens als kurzer Moment der Selbstregulation.
Silent Treatment ist kein Missverständnis und kein „Kommunikationsstil“. Es ist eine Form emotionaler Kontrolle. Wer das erkennt, kann sich schützen – und muss sich nicht für das Schweigen anderer verantwortlich fühlen.