Würzburg/ Sport – Es war ein bis zum Schluss hart umkämpfter Playoff-Krimi in der ausverkauften tectake ARENA: Die FIT/One Würzburg Baskets haben am Mittwochabend vor 3140 Zuschauenden Spiel 2 des Viertelfinales gegen die Basketball Löwen Braunschweig dank 27 Punkten von Kapitän Zac Seljaas und einem Double-Double von Hannes Steinbach (17 Punkte/11 Rebounds) mit 94:90 für sich entschieden.
Die Heimmannschaft gewann das erste Viertel mit 24:21 und lag danach lange Zeit in Führung. Im dritten Viertel konnten Seljaas und Co. den Vorsprung auf zehn Punkte ausbauen (65:55), siebeneinhalb Minuten vor dem Ende hatten die Gäste eine in jeder Sekunde intensive Partie aber wieder gedreht (71:73). In der Schlussphase konnten sich die Baskets dann erneut absetzen und den Sieg zum 1:1-Ausgleich in der Serie gegen die Schlussoffensive der Löwen verteidigen.
Jhivvan Jackson brachte die Hausherren 54 Sekunden vor Schluss von der Dreierlinie mit 92:89 in Führung, Hannes Steinbach verwandelte mit 2,9 Sekunden auf der Spieluhr zwei Freiwürfe zum Endstand von 94:90. „Wir haben heute die wichtigen Dinge besser gemacht als am Sonntag. Wir haben die Braunschweiger Würfe viel besser verteidigt und danach die Rebounds geholt“, sagte der 19-Jährige hinterher.
Spiel 3 der Serie findet am Sonntag um 15 Uhr in der Braunschweiger Volkswagen Halle statt, Spiel 4 am kommenden Dienstag (27. Mai/18:30 Uhr) wieder in der tectake ARENA. Der Ticket-Vorverkauf startet am Donnerstag um 18 Uhr.
Nicht nur der emotionale Leader in Person des Kapitäns war zurück, auch ihren Kampfgeist hatten die FIT/One Würzburg Baskets nach zuletzt zwei zweistelligen Niederlagen in Folge in Braunschweig am Mittwochabend wiederentdeckt.
Nachdem Jhivvan Jackson kurz vor dem Sprungball erst die Auszeichnung als „Bester Offensivspieler“ und dann den MVP-Pokal von Robert Wintermantel, Head of Sports and Finance der easyCredit BBL, überreicht bekommen hatte, ging der Lautstärkepegel in der voll besetzten Turnhölle schon in den ersten vier Spielminuten ziemlich nah an die Schmerzgrenze.
Die Baskets ließen den Ball gut laufen, trafen ihre Würfe und lagen nach exakt vier Minuten durch einen Korbleger von Lukas Wank mit 15:9 in Führung. Zac Seljaas hatte zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zu seiner Saisonbestleistung zwei seiner insgesamt fünf Dreier (bei sechs Versuchen) getroffen, Braunschweigs Headcoach Jesus Ramirez nahm seine erste Auszeit.
Seine Schützlinge konnten danach nicht verhindern, dass auch Davion Mintz seinen zweiten Dreier zum Zwischenstand von 18:10 traf. Danach lief die Braunschweiger Offensive besser, zweimal Hannes Steinbach und einmal Max Ugrai per Korbleger sorgten aber dafür, dass die Baskets mit einer 24:21-Führung in die erste Viertelpause gingen.
Im zweiten Abschnitt zogen die Hausherren durch einen Steinbach-Dunk und einen Jackson-Dreier auf 29:21 davon. Nach einem von den Schiedsrichtern als unsportlich bewerteten Foul von Jhivvan Jackson an TJ Crockett konnten die Löwen durch die beiden fälligen Freiwürfe und einen Dreier von Barra Njie schnell wieder auf 34:33 verkürzen (16. Minute).
Zac Seljaas erzielte im zweiten Viertel zehn Punkte, konnte aber auch nicht verhindern, dass Braunschweig bis zum Seitenwechsel in Schlagdistanz blieb – nach einem Crockett-Dreier ging es beim knappen Spielstand von 49:47 in die Kabinen.
In der zweiten Halbzeit sollten elf Würzburger Offensivrebounds und die daraus resultierenden 13 Punkte den Unterschied ausmachen. Am Ende hatten die Gastgeber 19 Abschlüsse mehr als die Braunschweiger, die außerdem zehn Punkte an der Freiwurflinie liegen ließen. Mit ihrer besseren Zweier- und Dreierquoten sorgten Niedersachsen aber dafür, dass es bis zum Schluss extrem spannend blieb und in der Crunchtime beide Teams die Chance zum Sieg hatten.
In der 27. Minute hatten die Baskets ihren Vorsprung zwar auf zehn Punkte ausgebaut – Hannes Steinbach traf nach einem seiner sieben Offensivrebounds zum 65:55. Die Braunschweiger zeigten sich davon aber völlig unbeeindruckt und verkürzten bis zum Ende des dritten Viertels auf 69:65. Für die erste Führung der Löwen seit dem 0:2 ganz zu Beginn des Spiels sorgte im Schlussabschnitt der Litauer Arnas Velicka mit einem Korbleger samt Bonusfreiwurf (71:73, 33. Minute).
In der Crunchtime konnte sich Baskets-Headcoach Sasa Filipovski dann aber nicht nur auf seinen Kapitän, sondern auch auf den MVP der easyCredit BBL verlassen: Jhivvan Jackson kehrte nach einem Schlag in die Rippen zurück aufs Parkett, spielte mit Schmerzen die letzten zehn Minuten durch und hatte mit acht Punkten, zwei Assists, zwei Ballgewinnen und einem cleveren Foul entscheidenden Anteil am Sieg.
Unter anderem durch Dreier von Jackson, Seljaas und Mintz konnten die Baskets zunächst wieder auf 88:80 davonziehen. Die Gäste kamen aber postwendend zurück, versenkten ihrerseits drei Dreier in Serie und stellten den Spielstand in der 39. Minute auf 89:89. Jackson antwortete mit seinem dritten Dreier zum 92:89 und foulte dann mit vier Sekunden auf der Uhr Barra Njie, bevor der Braunschweiger zum Dreier hochsteigen konnte.
Njie traf seinen ersten Freiwurf und setzte den zweiten absichtlich daneben. Den Rebound sicherte sich Hannes Steinbach, wurde gefoult und traf unter dem ohrenbetäubenden Jubel von 3100 Baskets-Fans beide Freiwürfe zum Endstand von 94:90 und zum Ausgleich im Viertelfinale.
Damit steht im Gegensatz zu den anderen drei Viertelfinalserien fest, dass es am kommenden Dienstag ein viertes Spiel geben wird. Wer dann in der Turnhölle den ersten Matchball hat, steht nach Spiel 3 am Sonntag in Braunschweig fest.
FIT/One Würzburg Baskets – Basketball Löwen Braunschweig 94:90
(24:21, 25:26, 20:18, 25:25)
Für Würzburg spielten:
Zac Seljaas 27 Punkte/5 Dreier, Hannes Steinbach 17 (11 Rebounds), Davion Mintz 16/3, Jhivvan Jackson 13/3 (6 Assists/4 Steals), Max Ugrai 6, Fabian Bleck 4, Mike Lewis II 4, Lukas Wank 4, Bazoumana Koné 3, Nelson Phillips.
Top-Performer Braunschweig:
Arnas Velicka 21/4 (5 Assists), Ferdinand Zylka 18/2, Barra Njie 11/2, Luka Scuka 8/1 (10 Rebounds).
Key Stats:
Offensivrebounds: Würzburg 18 – Braunschweig 9
Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 21 – Braunschweig 12
Ballverluste: Würzburg 9 – Braunschweig 16
Fastbreak-Punkte: Würzburg 16 – Braunschweig 9
Stimmen zum Spiel
Zac Seljaas, Kapitän FIT/One Würzburg Baskets:
„Es ist eine Playoffserie und nicht nur ein Spiel. Wir müssen immer weitermachen und uns durchkämpfen. Wir müssen auch aus diesem Spiel lernen, schnell regenerieren und so gesund wie möglich bleiben. Wir haben Jhivvan heute gebraucht, er hat sich durch die Schmerzen durchgekämpft und im vierten Viertel wichtige Würfe getroffen und Plays in der Verteidigung gemacht. Wir müssen aber noch besser verteidigen, wir haben Braunschweig heute zum dritten Mal zu viele Punkte erlaubt.“
Hannes Steinbach, FIT/One Würzburg Baskets:
„Die Atmosphäre hier ist immer wieder unglaublich. Ich kann es jede einzelne Mal nicht glauben, wie krass es hier ist, es macht richtig Spaß. Wir haben heute die wichtigen Dinge besser gemacht als am Sonntag. Wir haben die Braunschweiger Würfe viel besser verteidigt und danach die Rebounds geholt. Es ist eine unglaublich knappe Serie, wir freuen uns auf Spiel 3.“
Sasa Filipovski, Headcoach FIT/One Würzburg Baskets:
„Erst einmal Glückwunsch an meine Spieler. Nach den beiden Niederlagen in Braunschweig war es psychologisch sehr schwierig. Wir haben heute unsere Einstellung in dem Sinn geändert, dass wir nie aufgegeben und an den Sieg geglaubt haben. Meine Spieler haben ihre letzten Körner und ihre gesamte Energie auf dem Parkett gelassen. Ich bin sehr stolz darauf, wie hart wir vierzig Minuten lang um diesen Sieg gekämpft haben. Ganz großen Dank an unsere Fans. Was Würzburg bei diesen Heimspielen hat, ist einfach nur fantastisch und wunderbar. Ich bin stolz darauf, Teil dieser Geschichte zu sein. Jetzt steht es 1:1 gegen eine starke Mannschaft, die sehr gut punktet und sehr physisch spielt. Es ist eine schwere Playoff-Serie und ich hoffe, dass wir gesund bleiben und weiter unser Bestes geben können. Wir haben jetzt aber gesehen, dass wir sie schlagen können, das ist sehr wichtig.“
Jesus Ramirez, Headcoach Basketball Löwen Braunschweig:
„Der Schlüssel war die Verteidigung. Wir waren nach dem Wurf nicht auf den Punkt da und nicht in Position für den Rebound. In den letzten Heimspielen waren wir defensiv deutlich besser. Heute haben wir 18 Offensivrebounds zugelassen, wodurch Würzburg 19 Würfe mehr hatte als wir. Am Ende verlieren wir nur mit vier Punkten, weil wir offensiv gute Sachen machen. Das zeigt auch unsere Trefferquote. Aber Würzburg war heute einfach Würzburg und wir waren nicht in der Lage, sie zu kontrollieren. Unser Stolz und unsere individuelle Verantwortung in der Verteidigung ihrer Flügelspieler und von Steinbach müssen höher sein und werden am Sonntag auch deutlich höher sein.“