Beim ZF-Werk in Schweinfurt ist ein Streitpunkt eskaliert: Der Betriebsrat hat entschieden, die aktuell laufende Vereinbarung über die Absenkung der Arbeitszeit nicht zu verlängern. Diese Regelung hatte Beschäftigten bereits seit einiger Zeit – gegen Lohnverzicht – eine geringere Wochenarbeitszeit ermöglicht, um Entlassungen zu vermeiden. Nun steht die Fortsetzung auf der Kippe – mit dramatischen Folgen.
1. Was genau wurde beschlossen?
Der seit Oktober 2024 geltende Arbeitszeit-Deal hatte die wöchentliche Arbeitszeit von 35 auf 32,5 Stunden gesenkt und so Einsparungen in Höhe von rund 22 750 Stunden erzielt – das entspricht rechnerisch etwa 650 Vollzeitstellen.
- Diese Regelung war Teil einer befristeten Absprache und endete planmäßig mit dem Juni 2025 .
- Eine Verlängerung wurde von der Belegschaftsvertretung nun abgelehnt .
2. Warum lehnt der Betriebsrat ab?
Laut Betriebsratsvorsitzendem Oliver Moll sind die Beschäftigten nicht länger bereit, erneut Arbeit und Lohn zu opfern. Die Belastung ist hoch, während gleichzeitig aus Sicht vieler Mitarbeitender die Konzernleitung aus Friedrichshafen mehr in Standorte im Ausland investiert als in Schweinfurt.
3. Droht jetzt ein massiver Stellenabbau?
Der Betriebsrat warnt: Ohne die Arbeitszeitabsenkung stehen in Schweinfurt **mindestens 650 betriebsbedingte Kündigungen** im Raum. ZF selbst gibt keine genauen Zahlen bekannt, betont aber, offen für weitere Gespräche zu sein .
4. Hintergrund: Warum wird gespart?
- Der Automobilzulieferer ZF plant deutschlandweit einen drastischen Stellenabbau – zwischen 11.000 und 14.000 Jobs bis 2028 sollen wegfallen.
- Hauptgründe sind hohe Schulden durch Übernahmen (z. B. Wabco, TRW), struktureller Wandel hin zu Elektromobilität und schwache Marktbedingungen.
- In Schweinfurt lag die Kapazität zuletzt etwa zehn Prozent über dem Bedarf, weshalb Arbeitszeitverkürzung als kostensparende Alternative diente.
5. Was heißt das für die Belegschaft?
- Ohne Verlängerung verlieren Beschäftigte das Recht auf reduzierte Arbeitszeit – und damit ein Stück Arbeitssicherheit.
- Kurzarbeit ist bislang kein Thema, aber ohne Alternativen droht ein direkter Weg zur Kündigung.
- ZF müsse endlich in den Standort Schweinfurt investieren, statt ihn weiter zu vernachlässigen.
Ausblick
Die nächsten Wochen sind kritisch: ZF hat signalisiert, dass es für Gespräche offenbleibt – doch der Druck steigt. Offiziell könnte eine Einigung Entlassungen in großem Umfang verhindern. Kommt es nicht dazu, steht Schweinfurt vor einem harten Einschnitt – mit immensen Folgen für die Region.
Fazit
Der Wegfall des Arbeitszeit-Deals markiert den Wendepunkt eines lang schwelenden Konflikts: Beschäftigte sind nicht länger bereit, für die Transformation des Konzerns zu zahlen. Ob ZF entgegenkommt oder die Justierung der Personalstruktur weiter vorantreibt, wird sich in den kommenden Tagen zeigen – mit weitreichender Bedeutung für Schweinfurt.
Das könnte dich auch interessieren: Neue Dimensionen des Kreativitätscoachings – Erfolgreiche Eröffnung der Brooks Akademie in Schweinfurt