Alle zwei Jahre lädt die Großgemeinde Schonungen zum Bürgerwaldtag ein – und auch in diesem Jahr war das Interesse groß. Zahlreiche Naturliebhaber, Privatwaldbesitzer und Umweltschützer folgten der Einladung von Bürgermeister Stefan Rottmann und nahmen an der gemeinsamen Exkursion in den Schonunger Gemeindewald teil.
Mit dem Linienbus ging es in den Forst, wo Rottmann neben Revierförster Jonas Weigand auch Forstdirektor Stephan Thierfelder und das Team des Forstbetriebs begrüßen konnte. Die Veranstaltung beleuchtete aktuelle Entwicklungen im größten kommunalen Wald der Region, der mit 1.200 Hektar eine bedeutende Rolle für Klima, Artenvielfalt und nachhaltige Holzwirtschaft spielt.
Schädlingsdruck auf Eichenbestände
Ein Schwerpunkt war in diesem Jahr das Schadgeschehen an Eichen. Mehrere wärmeliebende Insektenarten – darunter der Eichenzweipunktprachtkäfer, der Eichen-Splintkäfer und der Blattnasen-Holzrüssler – setzen dem durch Hitze und Trockenheit geschwächten Baumbestand stark zu. Dadurch verliert das Holz deutlich an Wert, oftmals bleiben nur noch 10 bis 20 Prozent des üblichen Erlöses. Anhand von Bildmaterial und Anschauungsbeispielen erklärte Thierfelder die Erkennungsmerkmale und das Schadbild der Insekten.

Lebensräume für Tiere erhalten
Ein weiteres Thema war die Rolle des Waldes als Lebensraum für heimische Tierarten. Die Gruppe besuchte dazu den Breitschlag bei Waldsachsen, ein weitgehend naturbelassenes Waldstück mit zahlreichen Tothölzern. Besonders auffällig: die vielen Spechthöhlen. „Spechte sind wahre Lebensraumbaumeister“, erläuterte Weigand – zahlreiche andere Tierarten nutzen die entstandenen Höhlen als Unterschlupf.
Auch Wasserpfützen in Rückegassen erweisen sich als wertvolle Laichplätze für Amphibien. Reh- und Schwarzwild profitieren von der heutigen Kulturlandschaft und milden Wintern. Da Wolf und Luchs in der Region fehlen, übernimmt der Mensch heute die Regulierung der Populationen – ein Thema, das ökologische wie gesellschaftliche Fragen aufwirft.
Tornado-Folgen und Waldentwicklung
Ein dritter Schwerpunkt war der Breitschlag nach dem Tornado von 2006. Damals hatte ein Unwetter große Flächen zerstört, zahlreiche Bäume wurden entwurzelt oder abgebrochen. Forsttechniker Thomas Helmschrott schilderte eindrücklich die Aufräumarbeiten und die anschließende Wiederaufforstung. Inzwischen steht der Jungbestand stabil und wurde in diesem Jahr erneut gepflegt.
Nachhaltige Waldbewirtschaftung als Leitlinie
Mit 90 Prozent Laubholzanteil und einem stetig steigenden Vorrat setzt Schonungen auf eine nachhaltige Bewirtschaftung. Der jährliche Zuwachs liegt bei rund 7.900 Festmetern Holz, entnommen wird jedoch deutlich weniger. So wuchs der Holzvorrat von 149 Festmetern pro Hektar (1986) auf 231 Festmeter (2010) und soll bis 2030 auf 250 Festmeter steigen. Auch der Anteil an Ökoflächen ist mit 19 Hektar bemerkenswert.
Der Bürgerwaldtag machte eindrucksvoll deutlich, wie vielschichtig die Aufgaben in einem modernen Gemeindewald sind – vom Schutz der Biodiversität über Klimaanpassung bis hin zu wirtschaftlichen Überlegungen.