Schweinfurt – Mit dem bundesweiten Aktionstag am 20. Juni unter dem Titel „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“ machen die Kliniken in Deutschland auf ihre verheerende wirtschaftliche Situation aufmerksam. Auch die Krankenhäuser Geomed-Kreisklinik, Marktkrankenhaus Werneck, das Krankenhaus Schloss Werneck sowie das Krankenhaus St. Josef und das Leopoldina-Krankenhaus sind durch immense inflationsbedingte Kostensteigerungen und fehlende Refinanzierung auch erheblich gestiegener Personalkosten betroffen.
Preise in Berlin politisch festgesetzt
Die Durchschnittsanpassung der Lieferpreise liegt bei mehr als 8 %, die Personalkosten sind allein in diesem Jahr um mehr als 6 % gestiegen. Da unsere Preise in Berlin politisch festgesetzt werden, die Inflation lediglich auf dem Niveau der Jahre bis 2021 eingepreist ist, entsteht eine inflationäre Lücke von rd. 8 % der Bruttogesamtkosten. Das ist auch das zentrale Problem der Krankenhäuser – dagegen kann man nicht ansparen.
„Wir schließen uns dem Protest und dem Aktionstag an, weil wir endlich wieder Verlässlichkeit bei der Finanzierung der Kliniken benötigen. Die Krankenhausgesellschaften haben im vergangenen Herbst mit einer Rettungsfahrt durch Deutschland auf die Missstände aufmerksam gemacht. Es gab danach auch politische Hilfe, aber zum einen nicht genug und vor allen Dingen nicht nachhaltig. Wir müssen weg von immer neuen Hilfspaketen. Die Krankenhäuser benötigen verlässliche Sicherheit. Sicherheit für Krankenhausträger, Beschäftigte aber auch und vor allem für Patientinnen und Patienten. Wenn politisch nicht gehandelt wird, erleben wir einen ungesteuerten eiskalten Strukturwandel mit Insolvenzen, Schließungen und verheerenden Auswirkungen für die Versorgungssicherheit“, äußern die Verantwortlichen der Krankenhäuser unisono.
Extreme Insolvenzgefahr für die Krankenhäuser
Schon im Herbst 2022 hatten die Kliniken darauf aufmerksam gemacht, dass sie extremer Insolvenzgefahr ausgesetzt sind. Auch unabhängige Untersuchungen, wie der Krankenhausrating-Report, spiegeln wider, dass fast jedes zweite Krankenhaus von Insolvenz bedroht ist und fast keine Klinik mehr eine schwarze Null schreibt. Die Bundesregierung hat auf die Energiekostensteigerungen reagiert und 6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Diese fließen aber nur teilweise wirklich in die Kliniken. Immerhin hat sich die Politik nun aber kurzfristig entschlossen, dass 4 dieser 6 Milliarden als direkte pauschale Hilfen ausgezahlt werden. Andere inflationsbedingte Mehrkosten, wie bei Material, externen Dienstleistern, Lebensmitteln usw. treffen die Kliniken trotzdem weiterhin. Die Krankenhäuser haben aber keine Möglichkeit, die gestiegenen Preise weiterzugeben. Wir haben das zweite Jahr nicht auskömmlicher Preisanpassungen in Folge. Die Steigerungsrate im letzten Jahr 2022 betrug 2,3 % und liegt dieses Jahr bei maximal 4,3 %. Die Inflationsrate in 2022 lag bei 6,6 % und wird sich dieses Jahr voraussichtlich auf ähnlichem Niveau einpendeln. Das sind allgemeine Zahlen – der Warenkorb eines Krankenhauses ist hier nicht berücksichtigt.
Defizit von rund 10 Milliarden Euro
Durch die inflationsbedingten Kostensteigerungen werden die Krankenhäuser in Deutschland bis Ende des Jahres 2023 ein Defizit von rund 10 Milliarden Euro angehäuft haben. Zu den Kostenbelastungen gehört auch die nur teilweise gesicherte Refinanzierung der Tarifsteigerungen. Und für 2024 sind nach dem Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst weitere Kostensteigerungen absehbar. Die Kliniken fordern am bundesweiten Aktionstag die Politik auf, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie wieder in wirtschaftlicher Sicherheit verlässlich ihre Arbeit planen können. Bis die große Krankenhausreform wirklich greift, müssen Insolvenzen in den Krankenhäusern vermieden werden, damit die Versorgungssicherheit überall im Land gesichert ist. Daher ist es entscheidend, dass die Arbeit der Kliniken nicht immer wieder durch kurzfristige Hilfsprogramme und Rettungsschirme unterstützt wird. Vielmehr benötigt das Krankenhaussystem verlässliche und nachhaltige Finanzierung, die die Kliniken aus der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit herausholt.
In Kooperation der Krankenhäuser aus Stadt und Landkreis Schweinfurt, findet am Dienstag, 20.06.2023 von 10.00 bis 15.00 auf dem Schweinfurter Marktplatz eine Protestaktion statt, um die Bevölkerung auf die Problematik aufmerksam zu machen. Wir werden gemeinsam Flagge zeigen und als Krankenhäuser der Region die Bevölkerung an einem gemeinsamen Infostand informieren.