Nach den angekündigten Spar- und Umstrukturierungsplänen beim Automobilzulieferer ZF hat sich die IG Metall Schweinfurt ausführlich zum Vorgehen des Konzerns geäußert. Die Gewerkschaft spricht von einem notwendigen Kompromiss, der jedoch mit deutlichen Zugeständnissen der Beschäftigten verbunden ist.
Hintergrund: Standort Schweinfurt im Fokus
Der Wandel in der Automobilindustrie setzt auch den ZF-Konzern unter massiven Druck. Besonders betroffen ist die Division E für Elektromobilität, deren Zukunft derzeit intensiv diskutiert wird. Am Standort Schweinfurt, einem der wichtigsten Werke in diesem Bereich, stehen mehrere tausend Arbeitsplätze auf dem Spiel. Der Konzern hatte verschiedene Szenarien geprüft, darunter auch eine mögliche Ausgliederung oder ein Verkauf der Sparte.
Bereits im Sommer hatten rund 2.000 Beschäftigte gemeinsam mit Betriebsrat und IG Metall vor dem Werkstor in Schweinfurt demonstriert, um ein klares Signal in Richtung Unternehmensführung zu senden. Die zentrale Forderung: ein tragfähiges Zukunftskonzept für den Standort, das sowohl Arbeitsplätze als auch Innovation sichert.
Kompromiss zwischen IG Metall und ZF
Inzwischen wurde ein „Bündnis für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ vereinbart. Dieses Paket beinhaltet Maßnahmen, die den Standort Schweinfurt stärken sollen – gleichzeitig aber auch deutliche Einschnitte für die Belegschaft vorsehen.
Nach Angaben der IG Metall gehören zu diesem Kompromiss unter anderem:
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Verlängerung der Arbeitszeitabsenkung auf 32,5 Stunden pro Woche bis Ende 2027
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Tarifliche Sonderregelungen, um Kosten zu senken und die wirtschaftliche Situation des Konzerns zu stabilisieren
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Strukturmaßnahmen, die den Arbeitsplatzabbau bremsen, aber nicht vollständig verhindern können
Die IG Metall betont, dass diese Zugeständnisse nicht leichtfertig gemacht wurden. Angesichts der angespannten Lage des Konzerns sei jedoch ein tragfähiger Kompromiss notwendig gewesen, um die langfristige Perspektive des Standorts Schweinfurt zu sichern.
Deutliche Reduzierung des Stellenabbaus
Laut Gewerkschaft konnte der ursprünglich geplante Personalabbau durch die Verhandlungen deutlich reduziertwerden. Konkrete Zahlen sollen zunächst intern mit den betroffenen Beschäftigten besprochen werden, bevor sie öffentlich gemacht werden. Klar ist jedoch: Entlassungen lassen sich nicht vollständig vermeiden, die Dimensionen wurden aber spürbar verringert.
Ziel der IG Metall bleibt, dass die E-Division weiterhin in der ZF-Gruppe verbleibt und nicht verkauft oder ausgegliedert wird. Entwicklung, Produktion und Know-how im Bereich der Elektromobilität sollen in Schweinfurt erhalten bleiben und perspektivisch gestärkt werden.
Kritik an fehlender Zukunftsstrategie
Trotz des erzielten Kompromisses übt die IG Metall deutliche Kritik an der Konzernführung. In den bisherigen Szenarien fehle ein schlüssiges Zukunftskonzept für die Division E. Aus Sicht der Gewerkschaft brauche es ein klares Bekenntnis zu Forschung, Entwicklung und Fertigung am Standort Schweinfurt, um eine echte Perspektive für die kommenden Jahre zu schaffen.
Ohne ein strategisch abgestimmtes Konzept, so die IG Metall, bestehe die Gefahr, dass Schweinfurt langfristig an Bedeutung verliere – trotz der jetzt vereinbarten Maßnahmen.
Gespräche mit der Belegschaft und Aktionstag angekündigt
In den kommenden Tagen will die IG Metall die Beschäftigten ausführlich über die Ergebnisse und weiteren Schritte informieren. Geplant sind Belegschaftsversammlungen und Gespräche in den einzelnen Bereichen. Parallel dazu wird ein Aktionstag am Standort Schweinfurt vorbereitet, der zeitlich mit einer entscheidenden Sitzung des ZF-Aufsichtsrats abgestimmt ist.
Dort wird über die künftige Ausrichtung der Division E beraten – ein Termin, der für die Zukunft des Standorts Schweinfurt von zentraler Bedeutung ist.
Fazit
Die IG Metall Schweinfurt befindet sich in einer schwierigen Doppelrolle: Einerseits kämpft sie für den Erhalt von Arbeitsplätzen und eine echte Zukunftsperspektive. Andererseits musste sie Zugeständnisse machen, um den Standort überhaupt langfristig sichern zu können.
Ob der Kompromiss trägt, hängt nun entscheidend vom weiteren Vorgehen des Konzerns ab. Nur wenn ZF tatsächlich in Forschung, Entwicklung und Produktion investiert und ein klares Zukunftskonzept vorlegt, kann Schweinfurt seine Rolle als bedeutender Industriestandort behaupten.