Streik-Apokalypse: GDL bringt Bahnverkehr zum Stillstand – Kunden vor Herausforderungen

Bahnhof Schweinfurt
Foto: Schweinfurt NEWS
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Region – Der vierte und bisher längste Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat den Bahnverkehr in Deutschland lahmgelegt, was zu verwaisten Bahnhöfen und genervten Fahrgästen führt. Der Arbeitskampf begann gestern Abend um 18:00 Uhr im Güterverkehr und wurde in der Nacht um 2:00 Uhr auf den Personenverkehr ausgeweitet, wie von der Deutschen Bahn am frühen Morgen bestätigt wurde. Die Streikmaßnahmen sollen bis Montagabend um 18:00 Uhr andauern, was zu erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr führt.

Notfahrplan mit reduziertem Angebot

Die Bahn hat, wie bei vorherigen Streiks, einen Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot eingeführt. Reisende können Informationen darüber, welche Züge betroffen sind, über die Website der Bahn oder die entsprechende App abrufen. Eine kostenlose Hotline steht ebenfalls zur Verfügung, um individuelle Auskünfte zum Fahrplan zu geben.

Für Passagiere, die bereits Tickets für den Streikzeitraum erworben haben, besteht die Möglichkeit, ihre Reise auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Die Zugbindungen wurden aufgehoben, und Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.

Eskalation im laufenden Tarifkonflikt

Der viertägige Streik markiert eine Eskalation im laufenden Tarifkonflikt zwischen der GDL und der Deutschen Bahn. Seit Ende November haben keine Verhandlungen mehr stattgefunden, und das letzte Angebot der Bahn fand keine Zustimmung bei der Gewerkschaft unter der Leitung von Claus Weselsky. Im Dezember stimmten 97 Prozent der teilnehmenden GDL-Beschäftigten in einer Urabstimmung für unbefristete Streiks, die seither möglich sind.

Neben finanziellen Forderungen dreht sich der Tarifstreit vor allem um die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL strebt eine Reduzierung von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt an, während die Bahn ein Wahlmodell vorgeschlagen hat. Dieses sieht eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vor. Alternativ dazu erhalten Arbeitnehmer, die sich dagegen entscheiden, eine Gehaltserhöhung von 2,7 Prozent. Gewerkschaftschef Claus Weselsky betrachtet dieses Angebot als unzureichend für weitere Verhandlungen.

Der Tarifkonflikt wird durch die Forderung der GDL weiter verkompliziert, ihren Einfluss im Unternehmen auszuweiten und Tarifverträge auch für die Beschäftigten der Infrastruktursparte abzuschließen. In dieser Sparte gibt es bereits Tarifverträge mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), mit der die GDL konkurriert. Die Bahn hat diese Forderung bisher abgelehnt.