Krankenhauses St. Josefs – Runder Tisch und Koordinierungskreis

St. Josef Krankenhaus, ©Schweinfurt NEWS
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Schweinfurt Stadt und Landkreis – Seit Ende Juli ist der Rückzug der Kongregation der Schwestern des Erlösers bis Ende dieses Jahres aus dem Krankenhausbetrieb in Schweinfurt bekannt. Direkt im Anschluss an diese Mitteilung sind sowohl Stadt als auch Landkreis Schweinfurt aktiv geworden, um den drohenden Wegfall des Krankenhauses St. Josefs in den verschiedenen Dimensionen zu kompensieren. Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, Sebastian Remelé, und Landrat des Landkreises Schweinfurt, Florian Töpper, haben mit den Geschäftsführern der Krankenhäuser unmittelbar Maßnahmen abgestimmt und vorbereitet.

Im Zuge dessen lud Oberbürgermeister Sebastian Remelé nach der „Sommerpause“ Vertreter des Krankenhauses St. Josef, der Krankenhäuser in der Region, Mandatsträger aus Bund und Land sowie Führungskräfte der Agentur für Arbeit zu einem Runden Tisch ins Rathaus ein. Im Zentrum stand dabei die Frage, welche Perspektiven es für die Mitarbeitenden des St. Josefs in der Region gibt. Die Fachkräfte sollen unbedingt in der Gesundheitsregion Main-Rhön gehalten werden.

Im Anschluss daran fand auf Initiative von Landrat Florian Töpper und Bezirkstagspräsident Stefan Funk ein Koordinierungskreis statt, an dem auch eine Reihe von Chefärzten der beiden Schweinfurter Krankenhäuser und der Geomed-Kreisklinik sowie zusätzlich zahlreiche der mit dem St.Josef-Krankenhaus kooperierenden Ärzte und Praxen teilnahmen. Der Fokus hierbei lag auf der Versorgungssituation in Stadt und Landkreis Schweinfurt und der gemeinsamen Absicht, mit vereinten Kräften an der Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung zu arbeiten.

Auch die Kolleginnen und Kollegen der Mitarbeitervertretung des Krankenhauses St. Josefs waren bei beiden Terminen jeweils vor Ort.

„Mir ist bewusst, dass die Mitarbeiter des Krankenhauses St. Josef gerade vor einer großen Herausforderung stehen. Diese Tatsache und auch das Schicksal jedes Einzelnen beschäftigen mich sehr“, erklärt Sebastian Remelé seine Initiative für den Runden Tisch. „Es ist wichtig, dass wir Perspektiven schaffen, denn wir hier in Schweinfurt und auch in der Region, wir brauchen jeden einzelnen Mitarbeiter“.

Auch die Agentur für Arbeit bekräftigte die Einschätzung des Oberbürgermeisters, dass alle Fachkräfte hier in der Region gehalten werden sollen: „Wir stehen hier in Schweinfurt gerade vor einer sehr besonderen Situation, die natürlich auch in anderen Region des Landes wahrgenommen wird“, erklärte Alexandra Elbert, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Schweinfurt. „In den vergangenen Jahren wurde viel in die Qualifizierung von Fachkräften in der Pflege investiert, deshalb möchten wir den Fachkräften auch möglichst wohnortnahe Angebote unterbreiten und alle unsere Unternehmen, die dringend diese Fachkräfte benötigen, unterstützen“.

Aktuell gibt es laut Aussage des Krankenhauses St. Josef aber noch Interessenten für eine Übernahme: „Die endgültige Entscheidung für die Zukunft des Krankenhauses St. Josef wird noch in diesem Monat fallen“, so Krankenhausdirektor Norbert Jäger. Ein Betriebsübergang sei nach wie vor die präferierte Lösung für die Mitarbeitenden und auch unternehmerisch die bessere Option. Dennoch werde parallel auch die Schließung vorbereitet. Für den Oberbürgermeister und die anderen Beteiligten ist die aktuelle Hängepartie alles andere als wünschenswert: „Wir brauchen so schnell wie möglich Klarheit, ob bzw. wie es am St. Josef weitergeht“, so der Tenor der Anwesenden. Sowohl die Mitarbeitenden als auch die Krankenhäuser, die die Schließung kompensieren sollen, brauchen Planungssicherheit.

Trotz der aktuell noch nicht endgültig geklärten Lage nutzten die Anwesenden den Runden Tisch für einen offenen Austausch hinsichtlich der aktuellen Perspektiven für die Mitarbeitenden. Oberbürgermeister Remelé konnte berichten, dass die Palliativstation im Bereich Personal und Räumlichkeiten eins zu eins vom Leopoldina-Krankenhaus übernommen werden soll.

Auch im Bereich der Akut-Geriatrie laufen die Gespräche sehr vielversprechend, so Remelè weiter. Angedacht ist die Fortführung der bisherigen Akutgeriatrie des St-Josef Krankenhauses im Leopoldina Krankenhaus. Wolfgang Schirmer, Geschäftsführer der Geomed-Kreisklinik, ergänzt: „Neben unseren bestehenden 20 Betten stellen wir weitere Bettenkapazitäten unter Fortführung der bestehenden Kooperation mit dem Leopoldina Krankenhaus in der Akutgeriatrie bereit.“ Dafür werden natürlich auch die entsprechenden Kolleginnen und Kollegen aus dem St. Josef gebraucht.

Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter verwies auf die besondere Rolle des städtischen Krankenhauses im Hinblick auf den Versorgungsauftrag für die Stadt, der nach Bekanntgabe des Rückzugs der Kongregation sofort in Abstimmung mit dem Oberbürgermeister angegangen wurde. „Wir können die Krankenhausversorgung für die Region Schweinfurt in enger Abstimmung mit der Geomed-Kreisklinik übernehmen, brauchen dazu aber die Mitarbeitenden aus dem St. Josef“, so Winter.

Neben vielen persönlichen Gesprächen gab es auch schon einige Infoveranstaltungen für die Kolleginnen und Kollegen aus dem Krankenhaus St. Josef. Herausfordernd sei nach wie vor aber die ungeklärte Situation, die zu einer nachvollziehbaren, abwartenden Haltung bei den Kolleginnen und Kollegen aus dem St. Josef führt.

Dennoch konnten in den vergangenen sechs Wochen bereits 40 Zusagen durch das Leo erfolgen. Seitens des Krankenhauses St. Josef wird betont, dass es starke Teambindungen gibt. Die Restchance auf eine Übernahme und Kündigungsfristen über den 31.12.2024 führen dazu, dass sich Mitarbeitende noch zuwartend verhalten und keinen neuen Arbeitgeber gesucht haben.

Auch die Geomed-Kreisklink benötigt zusätzliche Fachkräfte, vor allem in verschiedenen Pflege- und Funktionsbereichen und bestätigte die vom Leo beschriebene Situation. Ähnlich verhält sich die Situation bei den Haßberg-Kliniken und den Kliniken des Bezirkes Unterfranken, wobei man im Hinblick auf die prioritär erforderliche Sicherung der Versorgung in der Region Schweinfurt verantwortungsbewusst mit den Bewerbungen umgehen will.

Für die Zukunft braucht es jetzt Flexibilität – und zwar bei allen Beteiligten, denn, wie der Oberbürgermeister zum Abschluss betonte: „Wir brauchen jeden Mitarbeiter hier in der Region, deshalb ist es gut, dass wir gemeinsam die vielen unterschiedlichen beruflichen Perspektiven aufzeigen können.“

Neben der Frage welche Unterstützungsmöglichkeiten und Perspektiven es für die Mitarbeitenden des Krankenhauses St. Josefs gibt, ist die neu zu ordnende Gesundheitsversorgung der Region das zweite wichtige Thema.

Im Zuge dessen hatte Landrat Florian Töpper gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Stefan Funk zu einem Koordinierungskreis eingeladen: „Die hohe Zahl von Verantwortlichen und zuständigen Aufgabenträgern in der vielschichtigen Struktur unseres Gesundheitssystems ist die große Herausforderung für mögliche Lösungen,“ erklärt Töpper die Notwendigkeit der Zusammenkunft. Neben den Klinikvertretern nutzen auch zahlreiche Kooperationspartner, wie Belegärzte oder Ärzte aus angeschlossenen Praxisstrukturen die Einladung für einen persönlichen Austausch.

Zum Einstieg blickten Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter und St.-Josef-Krankenhausdirektor Norbert Jäger auf die Entwicklung der vergangenen zweieinhalb Jahre zurück und zeigten den aktuellen Status quo auf. In diesem Zusammenhang betonte Winter, dass bereits auch mit einigen Kooperationspartnern erste Gespräche geführt wurden und man gemeinsam an Lösungen arbeitet. Jedoch ist es aufgrund der Kürze der Zeit noch nicht möglich, alle Fragen zu beantworten. Die Kurzfristigkeit erfordert eine Priorisierung der Handlungsfelder.

Die Geomed-Kreisklinik leistet ihren Beitrag zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung, wie Landrat Töpper betonte. „Wir sind durch die Stadt und das Leopoldina seit Bekanntgabe der Schließung in die Gespräche eingebunden. Die offene und zeitnahe Abstimmung profitiert von der bereits jahrelangen Kooperation zwischen den beiden Häusern“, erklärt Geomed-Geschäftsführer Wolfgang Schirmer. In einer Sondersitzung des Verwaltungsrats der Geomed wurde unter anderem auch besprochen, im Bereich der Notfallversorgung zu unterstützen. Die Geschäftsführer beider Kliniken sind sich einig, dass die bevorstehende Erhöhung der Patientenzahlen in den jeweiligen Notaufnahmen nur mit den Fachkräften aus dem St.-Josef-Krankenhaus zu bewältigen ist.

Die große Herausforderung, das zeigten die Fragen der niedergelassenen Ärzte, ist nach wie vor die nicht ausreichende Finanzierung des Gesundheitswesens. Dadurch sind sowohl der Stadt als auch dem Landkreis in vielen Dingen die Hände gebunden: „Wir stehen weiterhin zur Geomed-Kreisklinik.“, erklärt Töpper die Situation. „Nichtsdestotrotz müssen wir gemeinsam schauen, wie wir verkraftbare Rahmenbedingungen für die Versorgung auch im ländlichen Raum schaffen können. Wir sind fest entschlossen, Gerolzhofen auch weiterhin als Krankenhausstandort zu halten.“

Sowohl Oberbürgermeister Remelé als auch Landrat Töpper machten klar, dass Stadt und Landkreis Schweinfurt mit ihren finanziellen Mitteln nicht den Weiterbetrieb des Krankenhauses St. Josef ermöglichen können.

Im Hinblick auf die Zukunft der ambulanten Strukturen machte Norbert Jäger deutlich, dass die Mietverträge der Praxen weitergeführt werden können. Wegfallen werden im Falle einer Schließung aber die Kooperationsleistungen mit dem Krankenhaus St. Josef. Dies stellt sicherlich eine Herausforderung dar und wird verschiedene Änderungen und Anpassungen erfordern. Dafür sind weitere Gespräche von Nöten. Einige Praxen stehen bereits im Austausch mit dem Leopoldina auf der Suche nach differenzierten Lösungen. Auch die Geomed-Kreisklinik hat diesbezüglich bereits erste Gespräche geführt.