Schweinfurt – Im Zuge der Haushaltsberatungen hat der Stadtrat einen einstimmig angenommenen, fraktionsübergreifenden Antrag zur Zukunftssicherung der Kultur in Schweinfurt beschlossen. Ziel ist es, die kulturelle Vielfalt der Stadt auch in schwierigen finanziellen Zeiten zu erhalten.
Die Haushaltslage bedroht ab 2026 die Existenz einiger wichtiger kultureller Einrichtungen in Schweinfurt. Während das Jahr 2025 als eine Art „Übergangsjahr“ betrachtet werden kann, in dem viele Finanzierungen fortgeführt werden, steht spätestens ab 2026 ein Umdenken bevor. Ohne neue Lösungsansätze könnten Finanzierungsengpässe zu erheblichen Einschnitten führen, falls die Diskussionen an gewohnten Fraktionsgrenzen verharren.
Der Stadtrat hat sich bewusst für einen fraktionsübergreifenden Antrag entschieden. Für einige mag dies nach einem weiteren Plan oder Gutachten klingen – jedoch ist der angedachte Kulturentwicklungsplan ein entscheidender Schritt, um fundierte Handlungskonzepte für eine tragfähige Kulturstruktur zu erarbeiten.
Bereits 2017/18 wurde ein Kulturprofil erstellt, das jedoch rein quantitativ den Status quo beschrieb und als Grundlage für die nun notwendigen Strukturveränderungen nicht ausreicht. In Anbetracht der anstehenden Herausforderungen wird klar: Ein Kulturentwicklungsplan ist notwendig, um strategische Perspektiven und konkrete Handlungskonzepte zu erarbeiten, die über das bisherige Profil hinausgehen.
Dabei sind nicht nur Finanzmittel aus dem Stadthaushalt im Blick – vielmehr soll auch das vorhandene Geld effizienter eingesetzt werden. Die Antragstellenden regen an, beispielsweise die bestehenden Stiftungen mit hohem Grundkapital strategischer zu nutzen und Synergien zwischen Kultureinrichtungen zu fördern. Auch Erfolgsmessungen sind angedacht, deren Kriterien noch definiert werden müssen. Ein städtischer Kulturfonds oder genossenschaftliche Modelle, wie sie in anderen Städten bereits erfolgreich umgesetzt wurden, könnten ebenfalls als Vorbild dienen.
Dieser Kulturentwicklungsplan wird in enger Abstimmung mit städtischen Einrichtungen und freien Trägern gestaltet. Die Stadtverwaltung und die Antragstellenden erkennen die aktuellen Unsicherheiten und nehmen sie als Chance wahr, verkrustete Strukturen zu durchbrechen und eine neue kulturelle Basis zu schaffen. Oberbürgermeister, Kulturreferenz und die Kämmerin unterstützen dieses Vorhaben mit Nachdruck.
„Kultur für alle“ soll als Leitgedanke den neuen Kulturentwicklungsplan prägen und die kulturelle Zukunft Schweinfurts sichern.
Der Antrag im Wortlaut:
Masterplan Kulturentwicklung für Schweinfurt – Kultur neu und strategisch denken!
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Antrag:
Die Unterzeichnenden beantragen die Erarbeitung eines Kulturentwicklungsplans für Schweinfurt durch die Stadtverwaltung bzw. mit Hilfe externer Dienstleister. Dabei sollen auf der Grundlage einer Bestandsanalyse Leitlinien und Rahmenbedingungen für eine nachhalMge kommunale KulturpoliMk entwickelt werden. Ziel ist es, die strukturelle Teilhabe und inhaltliche Ausrichtung für alle gesellschaQlichen Schichten und GeneraMonen sicher zu stellen und ein gemeinsames Verständnis für eine zukünQige Schweinfurter KulturpoliMk zu erarbeiten.
Hierfür sind 50.000,00 EUR im Haushalt 2025 bereitzustellen.
Begründung:
Schweinfurt ist Kulturstadt mit kulturellen Angeboten und Einrichtungen, die für die Größe unserer Stadt außergewöhnlich vielfälMg und breit gefächert sind.
Allerdings stehen wir angesichts schwindender Steuereinnahmen vor großen Herausforderungen. Wenn wir nicht handeln, kann ein unkoordinierter und unkontrollierter Verlust wichMger Kulturelemente drohen.
Dabei müssen wir uns als Verantwortliche im Klaren sein, dass es nicht nur um kosmeMsche Veränderungen geht, sondern um grundsätzlichen Fragen wie z.B., welche und wie viel Kultur künQig staYinden kann.
Es erscheint aus heuMger Sicht eindeuMg, dass die städMschen Mi[el im Kulturhaushalt eher schrumpfen als steigen.
Dem gegenüber stehen gesellschaQliche Aufgaben an unsere StadtgesellschaQ, zu deren BewälMgung gerade die Kultur einen großen Beitrag leisten kann. Sie kann mit gezielten Angeboten im Rahmen der kulturellen Bildung Veränderungen im Denken und Handeln iniMieren, unterstützen und begleiten.
Schweinfurt, 10. November 2024
Gleichsam stellt das Kulturangebot einen wesentlichen Faktor für die Lebensqualität und die A[rakMvität als WirtschaQsstandort dar.
Kultur als Ausdruck menschlichen Denkens und Handelns ist dabei grundsätzlich nicht staMsch, sondern immer in Bewegung und bildet gesellschaQliche Diskussionen und Haltungen immer wieder neu ab. Einem Kulturbetrieb, der jedoch Jahr für Jahr über existenMelle Fragen verhandeln muss, wird diese Arbeit erschwert bis unmöglich gemacht.
Mit der Erarbeitung eines Kulturentwicklungsplanes als gesamtstädMsche Strategie sollen mit den Schweinfurter KulturinsMtuMonen und den wesentlichen kulturellen Akteure, Veränderungen angestoßen, Entwicklungen aufgenommen und sich auf gemeinsame Ziele und Handlungsfelder vereinbart werden. Der Kulturentwicklungsplan soll „Kultur für alle“ in Schweinfurt neu denken.
Hierzu sind insbesondere die vorhandenen FinanzierungsopMonen strategisch neu zu bewerten, neue FinanzierungsopMon, wie einen stäMschen Kulturfonds oder auch GenossenschaQsmodelle, geprüQ und entwickelt werden, die Digitalisierung vorangetrieben und auch strukturelle Dinge betrachtet werden.
Geleitet werden sollte der Kulturentwicklungsplan von der grundsätzlichen Betrachtung, dass gerade in Krisenzeiten die KraQ für Veränderungen und ZukunQ erwächst.