Offener Brief an Herrn Oberbürgermeister Sebastian Remelé zur geplanten Schließung des St. Josef Klinikums

teilen
WhatsApp
Email
teilen
WhatsApp
Email

Schweinfurt

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Remelé,

als Redaktion haben wir lange überlegt, ob wir diesen Schritt gehen sollen und haben zunächst abgewartet, wie sich die Lage entwickelt. Doch mittlerweile sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es keine Zeit mehr gibt zu zögern. Es ist nämlich bereits fünf nach zwölf.

Wir haben in den sozialen Medien verfolgt, dass Sie nach dem Treffen mit der Kongregation der Erlöserschwestern zu den Mitarbeitern des St. Josef Krankenhauses gesprochen haben, die ihren Unmut im Hof des Rathauses kundgetan haben. Sie stellten sich auf der Rathaustreppe den Betroffenen.

Was Ihnen zugute zu halten ist, ist Ihr freiwilliger Schritt, sich den buhenden Menschen zur Rede zu stellen. Sie als Bürgermeister sind jedoch in der Pflicht, sich den Problemen zu stellen. Es geht um die Bürger Ihrer Stadt, die Sie gewählt haben und die Sie, unserer Meinung nach, im Stich lassen.

Sie wurden auf der Rathaustreppe ausgebuht! Nicht schön, aber verständlich. Doch verstehen Sie überhaupt, was die Menschen bewegt und welchen Existenzängsten sie ausgesetzt sind?

Sich wie ein trotziges Kind zu verhalten, das bei Kritik einfach davonläuft, ist eines Stadtoberhauptes unwürdig. Auch Sie müssen sich den Dingen als Stadtoberhaupt stellen.

Die Menschen kämpfen um den Erhalt des St. Josef Krankenhauses – und wofür kämpfen Sie? Wo ist Ihr Kämpferwille?

In erster Linie geht es hier um die Existenz der Mitarbeiter. Aber auch die ganze Region um Schweinfurt ist betroffen. Wie sieht es in Zukunft mit der ärztlichen Versorgung aus?

Die Weigerung der Kongregation der Erlöserschwestern, in der Vergangenheit Kooperationen einzugehen, ist aus unserer Sicht ebenfalls schwer nachvollziehbar. Nur weil persönliche Dinge über allem stehen?

Wir begrüßen die Initiative, nun einen runden Tisch in Schweinfurt zu etablieren, der die gesundheitliche Versorgung betrachtet. Doch Sie als Bürgermeister können sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Sicherlich haben Sie diese Situation nicht allein zu verantworten und sie liegt nicht allein in Ihrer Kompetenz. Aber Sie können und müssen für den Erhalt kämpfen.

Das erwarten die Bürger von Schweinfurt: einen Bürgermeister, der sich an der Front für seine Bürger einsetzt und an vorderster Front kämpft.

Wir möchten als Redaktion jetzt nicht auf die anderen Probleme eingehen, die in den nächsten Wochen/ Monaten in der Industrie anstehen, da die Schließung des St. Josef Krankenhauses Vorrang hat und keinen Aufschub erlauben kann. Auch bei diesen Gesprächen sind Sie nicht als Kämpfernatur aufgetreten.

Wir fordern Sie auf, den Bürgern Ihre nächsten Schritte mitzuteilen, die Menschen abzuholen und sich nicht den konstruktiven Gesprächen zu entziehen, auch wenn Sie ausgebuht werden. Teilen Sie den Bürgern mit, wo Ihre Prioritäten liegen.

Die Bürger von Schweinfurt haben es verdient, dass man für sie und ihre tolle Stadt mit allen verfügbaren Mitteln kämpft. Es kann nicht sein, dass immer wieder Privatleute versuchen, die Stadt zu beleben und zu erhalten, während diejenigen, die für ihre Stadt leben, noch Steine in den Weg gelegt bekommen.

Lieber Herr Oberbürgermeister Remelé, angesichts der brisanten Lage rund um die geplante Schließung des St. Josef Klinikums möchten wir nicht nur Kritik äußern, sondern auch konstruktive Lösungen vorschlagen, um die Gesundheitsversorgung und die Arbeitsplätze in Schweinfurt zu sichern.

Hier sind einige Ansätze, die wir für umsetzbar und sinnvoll halten:

  1. **Kooperationsgespräche intensivieren**: Die Stadt Schweinfurt könnte aktiv eine Vermittlerrolle übernehmen, um die Kongregation der Erlöserschwestern mit potenziellen Partnern aus dem Gesundheitswesen, wie größeren Klinikverbänden oder Universitätskliniken, zusammenzubringen. Ziel sollte es sein, eine Partnerschaft oder Fusion zu erarbeiten, die den Fortbestand des Klinikums sichert.
  2. **Bürgerbeteiligung und Transparenz**: Ein runder Tisch, wie bereits angedacht, sollte nicht nur Gesundheitsexperten, sondern auch Vertreter der Belegschaft, Bürgerinitiativen und Patientenverbände einbeziehen. Transparente Kommunikation über die Fortschritte und Herausforderungen kann das Vertrauen der Bürger stärken und gemeinschaftliche Lösungen fördern.
  3. **Fördermittel und staatliche Unterstützung**: Prüfen Sie alle verfügbaren Möglichkeiten der staatlichen und EU-Förderungen für Krankenhäuser. Beantragen Sie Fördergelder und Unterstützung von Bundes- und Landesregierungen, um finanzielle Engpässe zu überbrücken und notwendige Modernisierungen durchzuführen.
  4. **Lokale Wirtschaft und Spendenkampagnen**: Initiieren Sie eine Spendenkampagne unter Einbeziehung der lokalen Wirtschaft, um finanzielle Unterstützung für das Klinikum zu sammeln. Große Unternehmen in Schweinfurt könnten als Sponsoren auftreten und zur Rettung des Klinikums beitragen.
  5. **Innovative Gesundheitsmodelle**: Entwickeln Sie alternative Gesundheitsmodelle wie ein Gesundheitszentrum, das neben stationärer auch ambulante Versorgung bietet. Eine Umstrukturierung hin zu einem multifunktionalen Gesundheitszentrum könnte langfristig finanzielle Stabilität gewährleisten.
  6. **Bündelung regionaler Kräfte**: Kooperationen mit benachbarten Gemeinden und deren Krankenhäusern könnten Synergien schaffen und die regionale Gesundheitsversorgung optimieren. Ein gemeinsames Netzwerk von Kliniken kann Ressourcen effizienter nutzen und spezialisierten Service anbieten.
  7. **Medienkampagne zur Sensibilisierung**: Starten Sie eine umfassende Medienkampagne, um das Bewusstsein für die Bedeutung des St. Josef Klinikums zu schärfen. Die Unterstützung der Bevölkerung könnte politischen Druck auf Entscheidungsträger erhöhen.
  8. **Langfristige Strategieentwicklung**: Entwickeln Sie eine langfristige Strategie für die Gesundheitsversorgung in Schweinfurt, die auch auf zukünftige demografische und wirtschaftliche Veränderungen eingeht. Ein nachhaltiges Konzept könnte Investoren und Partner überzeugen.
  9. **Mitarbeiterbeteiligung**: Nutzen Sie das Know-how und die Ideen der Mitarbeiter des St. Josef Klinikums, indem Sie ihnen Mitbestimmungsmöglichkeiten in Entscheidungsprozessen geben. Dies kann innovative Ideen und eine höhere Akzeptanz von Veränderungsprozessen fördern.

 

Wir hoffen, dass diese Vorschläge Ihnen hilfreiche Ansätze bieten, um die Schließung des St. Josef Klinikums zu verhindern und die Gesundheitsversorgung in Schweinfurt langfristig zu sichern. Die Bürger und Mitarbeiter des Klinikums zählen auf Ihren Einsatz und Ihre Entschlossenheit.

Noch einen Nachtrag für alle, die sich nun profilieren wollen. Es geht jetzt nicht um Macht und politische Spielchen. Es geht um Existenzen, Familien und deren Angehörige, um die medizinische Versorgung unserer Region, letztendlich um Schweinfurt und uns alle. Gegenseitige Schuldzuweisungen nützen nichts und schaden noch mehr. Jetzt heißt es Ärmel hochkrempeln und anpacken.

Schweinfurt war nicht nur eine tolle, super und attraktive Stadt. Schweinfurt ist es immer noch – und es liegt an uns allen, dafür zu sorgen, dass es so bleibt.

Mit freundlichen Grüßen,

Alexander Eidmann

Mitglied der Redaktion