Begegnungen zwischen Betreuten, Belegschaft, Besuchern und Handwerk
Schweinfurt – Während draußen feiner Nieselregen und kühle Temperaturen den Herbst ankündigen, werden die Besucher am Mittwoch um 10 Uhr am Tag der offenen Tür beim Reha- und Arbeitswerk (RAW) Schweinfurt, einer Einrichtung der Lebenshilfe Schweinfurt, von einer einladenden Atmosphäre empfangen. Drinnen ist die graue Herbststimmung schnell vergessen, denn die freundlichen Personalangestellten und Werkstattmitarbeiter sowie deren spürbare Aufregung, „ihre“ Werkstatt heute zu zeigen, prägen das Bild. Verständlich, denn die letzte Veranstaltung, bei der sich das RAW Schweinfurt, in dem rund 120 Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen arbeiten, präsentierte, liegt 15 Jahre zurück.
„Herzlich willkommen!“, begrüßt Werkstattleiter Jürgen Hergenröder die Gäste zur ersten Werkstattführung des Tages und beginnt seine Tour im vorderen Eingangsbereich des RAW Schweinfurt. Hier befindet sich die Verwaltung. Der Weg führt die Gäste vorbei an verschiedenen Büros, darunter auch am Berufsbildungsbereich.
„Wenn jemand neu zu uns kommt, ist der Berufsbildungsbereich die erste Station. Dort lernen die Interessierten innerhalb von 27 Monaten die verschiedenen Arbeitsbereiche unserer Werkstatt kennen. Erst danach entscheiden sie, welche Tätigkeit am besten zu ihren Fähigkeiten und Wünschen passt“, erläutert Hergenröder.
Auf dem Rundgang erfährt die Gruppe außerdem, dass es einen Ruheraum gibt. Dieser Rückzugsort steht den Betreuten während der Arbeitszeit zur Verfügung, wenn sie sich aufgrund ihrer Medikamentierung oder Tagesverfassung eine Auszeit nehmen müssen.
Bevor die Besuchergruppe den eigentlichen Werkstattbereich erkundet, berichtet Werkstattleiter Hergenröder über den in 2020 vorgenommenen Umzug in die neu errichteten Räumlichkeiten. Dabei hebt er hervor, dass auch die Tagesförderstätte für Menschen mit Autismus in der Porschestraße 12 Teil des RAW Schweinfurt ist. „Wir zeigen uns und öffnen unsere Türen, um das veraltete Bild einer Werkstatt, die nur Kugelschreiber montiert, zu korrigieren“, betont Hergenröder.
Und die kommenden Stationen bei der Elektromontage, der Montagegruppe und im Lager bestätigen dies eindrucksvoll. Von der Kabelkonfektionierung über maschinelle Bauteilerstellung, Löt- und Verpackungsarbeiten, Montage von Dialyseschläuchen oder Linearkäfigen bis hin zur fachgerechten Etikettierung und Verpackung – die Werkstatt führt Aufträge für gewerbliche sowie private Kunden in beeindruckender Vielfalt und Präzision aus. Abschließend geht es in den eigens für diesen Tag eingerichteten Show-Room für die Arbeitsbereiche „digitalen Archivierung“ sowie „Näherei und Textilveredelung“. Diese Abteilungen sind normalerweise in der Londonstraße 13 untergebracht.
Wer noch mehr wissen will, kann sich selbstständig an Infoständen aufklären lassen, wie man Mitarbeiter im RAW Schweinfurt werden kann, oder Näheres über den Fachdienst und den Werkstattrat erfahren. Das Rahmenprogramm, bestehend aus dem musikalischen Auftritt der Vee-Harfen-Gruppe der Werkstatt für behinderte Menschen Nüdlingen, und das reichhaltige kulinarische Angebot in der Kantine runden die Veranstaltung ab.