Würzburg/Basketball – Die Würzburg Baskets sind am Samstag mit einem 78:65-Auswärtssieg in der Ulmer ratiopharm arena in die Viertelfinal-Serie gegen den amtierenden Deutschen Meister gestartet. Nach drei hart umkämpften Vierteln übernahmen die Schützlinge von Headcoach Sasa Filipovski im Schlussabschnitt die Kontrolle über die Partie: Sie gestatteten den Gastgebern nur drei Punkte in den letzten sieben Spielminuten. und Liga-MVP Otis Livingston II erzielte zehn Punkte in Folge zur vorentscheidenden 62:72-Führung in der 36. Minute.
HIGHLIGHTS
Zwei Minuten später musste Würzburgs Anführer das Parkett mit einer Knieverletzung verlassen. Eine genaue Diagnose steht noch aus, er wird in Spiel zwei (Pfingstmontag, 19 Uhr, ratiopharm arena) aller Voraussicht nach aber nicht zur Verfügung stehen. Livingston war mit 22 Punkten Topscorer der Partie. „Trotz der Verletzung von Otis müssen wir positiv bleiben, am Montag wieder hart spielen und unser Bestes geben“, sagte Headcoach Sasa Filipovski nach dem Spiel: „Heute haben wir hart gespielt, gut verteidigt und den Ball sehr gut bewegt.“ Auch Zac Seljaas (17), Isaiah Washington (14) und Javon Bess trafen zweistellig für die Würzburg Baskets.
Die Spieler des Tabellenfünften hatten ihre Lehren aus der Niederlage am letzten Hauptrundenspieltag in Chemnitz gezogen: Von der ersten Sekunde an waren die Baskets vor 6.000 Zuschauenden in der ausverkauften Ulmer Heimspielstätte voll da, verteidigten mit hoher Intensität und dominierten die Bretter. Acht Offensivrebounds und die entsprechende Anzahl zweiter Chancen sorgten in der ersten Halbzeit dafür, dass sich die acht Ballverluste nicht negativ auswirkten.
Im Angriff agierten beide Teams zunächst nervös. Die Ulmer konnten ihre ersten fünf Abschlüsse nicht nutzen und warfen die ersten sechs Dreierversuche daneben. Auf Würzburger Seite kam das Angriffspiel auch eher schleppend in Gang, nach zwei Korblegern von Otis Livingston II und Zac Seljaas lagen sie in der 3. Minute aber mit 0:4 vorne.
Der gute Start setzte sich weiter fort: Durch den ersten kleinen 7:0-Zwischenspurt stellten die Gäste den Spielstand erst auf 5:11 und kurze Zeit später durch ein „And One“ des besten Spielers der Liga auf 7:14. Gute Ballbewegung und viele Extra-Pässe führten immer wieder zu offenen Würfen, und nach einem Dreier und einem Fastbreak-Dunk von Javon Bess war der Vorsprung in der achten Minute auf 10:19 angewachsen.
Nach einer Auszeit von Meistertrainer Anton Gavel brachten die Ulmer durch zwei Dreier von Pacome Dadiet und Philipp Herkenhoff die eigenen Fans zurück ins Spiel. Nach dem ersten Viertel waren die Hausherren wieder auf 20:23 dran, konnten ihr Comeback dann aber zunächst nicht fortsetzen, weil die Baskets-Verteidigung weiterhin kaum gute Abschlüsse zuließ. Ulm erzielte in den ersten fünf Minuten des zweiten Viertels nur fünf Punkte, so dass die Gäste wieder davonziehen konnten: Zac Seljaas stellte den Spielstand durch einen Dreier und einen Korbleger in der 15. Minute auf 25:34.
Nach einer weiteren Gavel-Auszeit hatten die Ulmer dann an beiden Enden des Spielfelds ihren Rhythmus gefunden und drehten den Spielstand durch einen 13:0-Lauf. Karim Jallow holte in der 18. Minute mit einem Dunk die Führung für Ulm, LJ Figueroa traf danach einen Dreier zum 38:34. Die Antwort der Würzburg Baskets ließ allerdings nicht lange auf sich warten: Zac Seljaas und Javon Bess trafen zwei Drei-Punkte-Würfe zum Halbzeitstand von 38:40.
Zum Start in die zweite Halbzeit ließ Isaiah Washington den nächsten Dreier zum halbzeit-übergreifenden Würzburger 9:0-Lauf folgen. Danach sahen die Zuschauenden über längere Zeit eine enge Partie, in der um jeden Ball und jeden Abschluss hart gekämpft wurde. Bis kurz vor Ende des dritten Viertels lagen die Unterfranken durchgehend vorne, dann erzielte der junge Franzose Pacome Dadiet vier Punkte in Folge zum 56:56-Ausgleich.
In Führung gehen konnten die Hausherren trotz aller Bemühungen in der zweiten Halbzeit aber kein einziges Mal: Darius Perry traf einen schwierigen Sprungwurf mit der Schlusssirene des dritten Viertels zum 56:58, und nach einem von den Schiedsrichtern als unsportlich bewerteten Fouls von Ulms Kapitän Thomas Klepeisz traf erst Owen Klassen einen Freiwurf und dann Otis Livingston einen Dreier zum 56:62 in der 32. Minute.
Einmal kamen die Ulmer noch zurück: Pacome Dadiet, Georghino de Paula und Justinian Jessup sorgten für den 62:62-Ausgleich, ehe der MVP der easyCredit BBL im Alleingang für die Entscheidung sorgte und den Heimvorteil in der Serie nach Würzburg holte. Otis Livingston II erzielte die nächsten zehn Punkte der Partie und stellte den Spielstand durch sein nächstes „And One“ nach einem Ballgewinn auf 62:72.
Nach Hause brachten die Würzburger den Sieg in Spiel eins des Viertelfinales dann mit ihrer Verteidigung: In den letzten sieben Minuten des Spiels gelangen dem Titelverteidiger ganze drei Punkten durch einen Distanzwurf von Trevion Williams zum 65:72 in der 37. Minute.
Kurze Zeit später verletzte sich Otis Livingston bei einer Aktion auf Höhe der Mittellinie am linken Knie, und sein Backcourt-Kollege Isaiah Washington machte mit einem Dreier plus Bonus-Freiwurf und zwei weiteren Freiwürfen den Deckel auf auf den ebenso verdienten wie wichtigen Auswärtssieg der Würzburg Baskets.
ratiopharm ulm – Würzburg Baskets 65:78
(20:23, 18:17, 18:18, 9:20)
Für Würzburg spielten:
Otis Livingston II 22 Punkte/2 Dreier (6 Rebounds/4 Assists) Zac Seljaas17/3 (7 Rebounds), Isaiah Washington 14/2 (4 Assists), Javon Bess 11/3 (2 Steals), Darius Perry 5/1, Owen Klassen 5 (7 Rebounds), Collin Welp 4, Max Ugrai, Felix Hoffmann.
Top-Performer Ulm:
Justinian Jessup 11/1, Georghino de Paula 10/2, Pacome Dadiet 9/1, Juan Nunez 9/1 (4 Steals).
Key Stats:
Feldwurfquote: Würzburg 48 Prozent – Ulm 36 Prozent
Fastbreak-Punkte: Würzburg 11 – Ulm 2
Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 15 – Ulm 8
Stimmen zum Spiel
Zac Seljaas, Würzburg Baskets:
„Es war richtig hart in dieser Atmosphäre und gegen diese Ulmer Fans. Wenn Ulm einen Lauf hatte und es laut wurde, haben wir gekämpft und dagegen gehalten und dann unsere eigenen kleinen Läufe gestartet. Entscheidend war heute, dass wir es wieder geschafft haben, unsere Verteidigung zu spielen und im Angriff den Ball so zu bewegen, dass wir unseren eigenen Rhythmus bekommen haben. Damit waren wir in der ganzen Saison erfolgreich und konnten es jetzt auch in den Playoffs machen. Jetzt müssen wir regenerieren, und neu konzentrieren und es im zweiten Spiel wieder genauso machen.“
Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Wir haben hart gespielt. Ich freue mich für meine Spieler, dass wir dieses erste Spiel gewinnen konnten. Es war richtiger Playoff-Basketball mit viel Kontakt. Wir haben den Ball gut verteilt, eine starke Verteidigung gespielt und uns an den Gameplan gehalten. Ulm hat heute auch offene Würfe nicht getroffen. Eine Playoff-Serie ist ein Basketball-Marathon. wir spielen jeden zweiten Tag. Für uns war wichtig, dass wir zwei Spiele zuhause bekommen. Ich war sehr zufrieden damit, wie wir den Ball gegen die starke Ulmer Verteidigung bewegt haben. Trotz der Verletzung von Otis müssen wir positiv bleiben, am Montag wieder hart spielen und weiter unser Bestes geben.“
Anton Gavel, Headcoach ratiopharm ulm:
„Ich glaube, dass wir heute eine gegnerische Mannschaft gesehen haben, die deutlich physischer zu Werke gegangen ist. Da waren wir einfach zu soft. Wir haben am Anfang ein paar Würfe nicht getroffen, und dann haben wir teilweise gehemmt und verängstigt agiert. So ist es nicht möglich, ein Playoffspiel zu gewinnen, da müssen wir anders aussehen. Im letzten Viertel haben wir nicht gut ausgesehen und im Angriff schlechte Entscheidungen getroffen. Wir haben am Ende auch keine Stopps bekommen und müssen besser verteidigen. Wir haben heute nicht wirklich versucht, zum Korb zu gehen, teilweise wurden wir von Würzburg aber auch gezwungen, die Dreier zu nehmen. Außerdem hat uns jeder Pfiff aus den Konzept gebracht. Das einzig Positive an der Sache ist, dass es nur das erste Spiel der Serie war. Übermorgen müssen wir ein anderes Gesicht zeigen.“