Schweinfurt – Nachrichten aus Stadt und Landkreis

„Unersetzlich – und unter Druck“ – Am Tag der Hebammen wird klar, wie ernst ihre Lage ist

Hebammen
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Sie sind da, wenn neues Leben beginnt. Sie fangen Tränen, halten Hände, geben Kraft. Und doch kämpfen viele von ihnen ums finanzielle Überleben.

Schweinfurt/Gesundheit – Heute, am 5. Mai – dem Internationalen Tag der Hebammen – danken viele mit Blumen, Beiträgen und warmen Worten. Doch was die Hebammen wirklich brauchen, sind keine Lobhymnen. Sie brauchen echte Unterstützung. Denn ihre Situation ist alles andere als rosig – sie ist alarmierend.

Hebammen zwischen Hoffnung und Realität

Zwar soll es ab November mehr Geld geben – die Stundenvergütung für freiberuflich tätige Hebammen steigt von 56 auf rund 74 Euro. Klingt gut? Vielleicht. Doch gleichzeitig steigen Versicherungsbeiträge, Fördergelder werden gekürzt und Kliniken streichen Hebammenstellen aus dem Budget.

Und so bleibt das Grundproblem bestehen: Der Beruf der Hebamme ist nicht nur fordernd – er wird zunehmend unattraktiv. Junge Frauen schrecken vor den hohen Haftpflichtkosten (bis zu 10.462 € im Jahr!) zurück. Freiberuflerinnen jonglieren mit Bürokratie und zu wenigen bezahlten Stunden. Und in Kliniken wird gespart – auf dem Rücken der Gebärenden.

Bayern kürzt. Kliniken streichen. Frauen suchen.

In Bayern wurde kürzlich die Unterstützung für die Hebammen-Vermittlungsstelle HebaVaria von 40 auf 10 Euro pro Stunde zusammengestrichen. Begründung: eine neue App. Doch die Realität sieht anders aus: Suchende Familien stehen oft ohne Hilfe da – Hebammen sagen ab, weil sie überlastet oder unterbezahlt sind.

Noch härter trifft es Hebammen in Kliniken: Ab 2025 dürfen Kassen nur noch Pflegepersonal aus einem eigenen Budget finanzieren. Hebammen? Rutschen durchs Raster. Viele Häuser denken nun laut über Stellenabbau nach. Wer das zu Ende denkt, weiß: Geburt wird zur Fließbandarbeit. Persönliche Betreuung? Fehlanzeige.

Ein Beruf vor dem Kollaps

Was absurd klingt, ist Realität: Ein systemrelevanter Beruf droht kaputtgespart zu werden. Hebammen sind da, wo Medizin auf Menschlichkeit trifft. Doch wenn der finanzielle Druck wächst, der Nachwuchs ausbleibt und die Politik nur mit Symbolpolitik glänzt, ist bald niemand mehr da, der neue Leben in Empfang nimmt.

Zeit zum Handeln – nicht nur zum Danken

Der Internationale Hebammentag darf kein Wohlfühl-Feiertag sein. Er muss Weckruf sein. Für Politik, Kassen und Gesellschaft. Hebammen brauchen mehr als Applaus – sie brauchen faire Vergütung, Planungssicherheit und den Rückhalt eines Systems, das sie trägt.

Denn ohne Hebammen wird es einsam im Kreißsaal.

Neujahr 2025