Schweinfurt/Dielingen – Die ZF-Division Pkw-Fahrwerktechnik hat trotz eines anhaltend herausfordernden Marktumfelds im Jahr 2021 einen Umsatz von 7,3 Mrd. Euro erzielt. Das entspricht rund 18 Prozent des gesamten ZF-Umsatzes und einer Steigerung von 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit dem Fokus auf innovative Produkte und Produktionsverfahren treibt Divisionsleiter Dr. Peter Holdmann den erfolgreichen Weg des Pkw-Fahrwerkbereichs bei ZF weiter voran. Der Multidivisionsstandort Lemförde spielt dabei eine wichtige Rolle.
„Wir stärken unsere Zukunftskompetenzen in der Division und am Dümmer mit großem Engagement“, sagt Dr. Peter Holdmann. „In den vergangenen Monaten haben wir richtungsweisende Entscheidungen getroffen, um den Multidivisionsstandort Lemförde innerhalb von ZF zum Zentrum für die Fahrwerktechnologie von morgen zu entwickeln.“
Schon heute bringt die Division Pkw-Fahrwerktechnik den Wandel der Mobilität vom Dümmer aus mit zahlreichen Innovationen voran. Dabei liegt der Fokus vor allem auf den Bereichen Digitalisierung und Software. „Das Fahrzeug der Zukunft wird maßgeblich durch die intelligente Vernetzung der Komponenten und Aktuatoren bestimmt“, erläutert Holdmann. „Bei diesem ,Software-Defined-Vehicle‘ werden auch unsere smarten Lösungen für das Fahrwerk eine wichtige Rolle spielen.“
So fasst die in Dielingen entwickelte Software cubiX die einzelnen Fahrwerkregelungen, die heute zum Beispiel in Dämpfern, der Bremse oder auch Lenkung individuell implementiert sind, in einer übergreifenden Plattform zusammen. Durch Sensordaten aus dem gesamten Fahrzeug wird zu jedem Zeitpunkt die Fahrzeugsituation ermittelt. Auf dieser Basis optimiert cubiX durch die integrierte Regelung aller Aktuatoren des Fahrwerks und des elektrischen Antriebs das Fahrverhalten hinsichtlich Sicherheit, Komfort und Effizienz.
Ein Beispiel für die Sensorik im Fahrwerk, die cubiX mit Daten versorgen wird, ist ein neuartiger, in den Querlenker integrierter Höhenstandssensor. Mit Hilfe des Sensors und spezieller Auswertungsalgorithmen können neben dem Höhenstand des Fahrzeugs zusätzlich Rückschlüsse über die Fahrsituation, den Fahrzeugzustand oder die Straßenoberfläche kontinuierlich ermittelt werden.
Aber auch bei den mechanischen Komponenten entstehen bei ZF durch kluge Innovationen weitere zukunftsfähige Produkte. Dies demonstriert der Technologiekonzern etwa in seinem One-Turn-Agility Versuchsfahrzeug. Dessen EasyTurn-Vorderachse ermöglicht einen Lenkwinkel bis zu 80 Grad. Damit können die Vorderräder fast quer zur Fahrtrichtung gestellt werden. So wird der Wendekreis um rund 40 Prozent reduziert, und selbst enge Parklücken stellen keine Herausforderung mehr dar.
Intelligente Produktionsnetzwerke
Nicht nur in den Produkten der ZF-Division steckt viel Innovationskraft, sondern auch in der Produktion. Das Fahrwerkkomponenten-Werk Diepholz hat sich dabei als Pilotprojekt für eine digitale Produktionsplattform („Digital Manufacturing Platform“, DMP) innerhalb des gesamten ZF-Konzerns etabliert. In diesem Standort wird die Smart Factory Realität, bei der digitale Vernetzung, künstliche Intelligenz und smarte Cloud-Lösungen die Produktivität eines ganzen Produktionsnetzwerks erheblich steigern. Dazu wird beispielsweise die Produktionsleistung von der einzelnen Maschine bis hin zum gesamten Werk in Echtzeit transparent gemacht. Auf dieser Grundlage können Produktionsabläufe rückverfolgt und die Produktionsplanung optimiert werden. Andere Anwendungen fokussieren sich auf die Qualitätskontrolle oder die effiziente Steuerung notwendiger Wartungen. Die in Diepholz entwickelten Prozesse und Tools werden nun sukzessive in allen Werken des ZF-Konzerns weltweit implementiert.
Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft
Zukunftsgerichtet ist auch Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil der ZF-Konzernstrategie. Das Unternehmen hat sich anspruchsvolle Ziele gesetzt und erarbeitet hierzu passende Maßnahmenpläne: Insbesondere die vollständige Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 und die Reduktion der CO2-Emissionen an den ZF-Standorten um 80 Prozent bis 2030 (verglichen mit dem Jahr 2019) stehen im Mittelpunkt. Des Weiteren umfasst Nachhaltigkeit bei ZF über den ökologischen Aspekt hinaus auch die Bereiche Soziales und Unternehmensführung. Um das Thema in allen Abläufen und Prozessen zu verankern, wurde auch in der Division Pkw-Fahrwerktechnik ein neues Team mit globaler Verantwortung etabliert.
Basisinformation 2022:
Die ZF-Division Pkw-Fahrwerktechnik und ihre Standorte am Dümmer
Die Division Pkw-Fahrwerktechnik bündelt die Kompetenzen des ZF-Konzerns in der Fahrwerktechnologie für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Das Produktportfolio der Division reicht von Fahrwerkkomponenten zur Radführung, über passive und semiaktive Dämpfer sowie elektro-mechanische aktive Fahrwerksysteme bis hin zu kompletten Vorder- und Hinterachsen.
Ihren Hauptsitz hat sie in Dielingen, einem der insgesamt fünf ZF-Standorte rund um den Dümmer See. Ebenso wird von hier aus das divisionsübergreifende Systemhaus „Vehicle Motion Control“ geführt. Dieses entwickelt Software-Produkte für eine intelligente Steuerung des gesamten Fahrwerks, inklusive Lenkung und Bremse.
In Dielingen ist auch eines der größten Entwicklungs- und Testzentren der Division angesiedelt: Hier arbeiten die ZF-Experten an neuen Leichtbaumaterialien, fortschrittlichen Herstellungsverfahren und der Weiterentwicklung smarter Fahrwerkkomponenten.
ZF bezeichnet die Standorte Dielingen, Lemförde, Diepholz, Damme und Wagenfeld gesamthaft als Multidivisionsstandort Lemförde (MDS), da in Dielingen und Diepholz auch Werke der ZF-Divisionen Nutzfahrzeugtechnik bzw. Electrified Powertrain Technology angesiedelt sind. Zudem besteht in Lemförde ein Ausbildungszentrum.
Aktuell sind rund 3.200 Mitarbeiter an diesen fünf Standorten beschäftigt.
Zukunftsperspektive gesichert
Im November 2021 haben sich Leitung und Arbeitnehmervertreter des Multidivisionsstandorts Lemförde im Rahmen eines unternehmensweiten Zielbildprozesses auf wesentliche Eckpunkte geeinigt, die die Zukunftsfähigkeit des MDS sichern. Dabei wurde der Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen für Stammmitarbeiter an den Standorten am Dümmer bis zum 31.12.2026 vereinbart. Im Fokus stehen darüber hinaus die Konzentration auf rentable Produktgruppen und Zukunftstechnologien sowie die Schaffung divisionsübergreifender Synergien. Die Transformation am MDS wird neben strukturellen und arbeitsorganisatorischen Veränderungen auch eine Abschmelzung von Arbeitsplätzen beinhalten. Diese Anpassungen sollen durch Fluktuation und ein Sonderprogramm mit Angeboten zu Altersteilzeit und Aufhebungsverträgen erfolgen.
Weltweiter Footprint
Von Dielingen aus koordiniert die Division die Aktivitäten von über 50 Standorten in 21 Ländern. Insgesamt beschäftigt die Division Pkw-Fahrwerktechnik weltweit rund 16.000 der über 157.500 ZF-Mitarbeiter und erwirtschaftete im Jahr 2021 einen Umsatz von rund 7,3 Milliarden Euro. Das entspricht rund 18% des gesamten ZF-Umsatzes und einem Umsatzwachstum von 9,2% gegenüber dem Vorjahr. Geleitet wird die Division seit Oktober 2018 von Dr. Peter Holdmann. Der promovierte Fahrzeugtechniker ist seit dem Jahr 2000 bei ZF tätig und war bereits von 2008 bis 2015 in Dielingen für das Geschäftsfeld Achssysteme verantwortlich.