Gepanschter Honig ist ein wachsendes Problem in Deutschland. Honig gehört in Deutschland zu den beliebtesten Naturprodukten. Sein Ruf: gesund, rein und unverfälscht. Doch genau dieses positive Image macht ihn anfällig für Betrug. Immer öfter gelangen verfälschte oder falsch deklarierte Honigein den europäischen Handel. Die EU warnt seit Jahren vor zunehmender Lebensmittelkriminalität – und Honig zählt zu den besonders betroffenen Produkten.
Laut einem aktuellen EU-Kontrollbericht wurde fast jeder zweite importierte Honig manipuliert. Der Betrug ist oft so geschickt, dass selbst erfahrene Experten ohne Laboranalyse kaum eine Abweichung bemerken.
Wie entsteht gepanschter Honig?
Unter „Gepanscht“ versteht man Honig, der mit Zucker oder industriellen Sirupen gestreckt wird. Statt die natürliche Arbeit der Bienen zu fördern, verwenden manche Produzenten:
-  
Reissirup
 -  
Maissirup
 -  
Invertzucker
 -  
Zuckerlösungen
 
Ziel ist es, Kosten zu sparen und Mengen künstlich zu erhöhen. Die Bezeichnung „Honig“ bleibt dabei oft unberechtigt auf dem Glas.
Daneben gibt es irreführende Herkunftsangaben:
Auf dem Etikett steht dann „Mischung aus EU- und Nicht-EU-Ländern“. Verbraucher können kaum erkennen, aus welchen Staaten der Honig wirklich stammt oder wie hoch der Anteil importierter Ware ist.
EU-Kontrollen zeigen ein ernstes Problem
Die Europäische Kommission hat 2023/2024 im Programm „From the Hive to the Jar“ (Von der Biene ins Glas) Importhonig untersucht:
-  
46 % der Proben waren auffällig
 -  
Hauptproblem: Streckung mit Zuckersirup
 -  
Besonders betroffen: Ware aus China und der Türkei
 -  
Auffällig häufig: Mischhonige ohne klare Herkunft
 
Die EU spricht von organisierter Lebensmittelmanipulation. Die Verfahren werden immer raffinierter – klassische Prüfmethoden reichen oft nicht mehr aus, um Sirupzusätze zu entdecken.
Warum gepanschter Honig ein Risiko für Verbraucher ist
Für Verbraucher ist gepanschter Honig mehr als nur ein Ärgernis. Bei gestreckten Produkten fehlen wertvolle Inhaltsstoffe wie Enzyme, Antioxidantien und Pollen. Besonders kritisch: Manche Sirup-Zusätze können den Blutzucker unnötig belasten – ein Problem vor allem für Menschen mit Diabetes oder Stoffwechselstörungen. Zudem geht das natürliche Aroma verloren, das regionaler Honig aus der Umgebung mitbringt. Wer bewusster einkaufen möchte, sollte deshalb genau hinsehen und sich im Zweifel beim Imker aus der Region informieren.
Folgen für Verbraucher und für die regionale Imkerei
Für Konsumenten
-  
Geringere Qualität, weniger Nährstoffe
 -  
Irreführung über ein Naturprodukt
 -  
Verlust des Vertrauens in Lebensmittel
 
Für heimische Imker
-  
Preisdruck durch Billigangebote
 -  
Rückgang der Nachfrage nach regionalem Honig
 -  
Wirtschaftliche Existenz gefährdet
 
Deutschland produziert nur rund ein Drittel des eigenen Honigbedarfs. Der Rest wird importiert – und genau dort liegt das größte Risiko.
Wie erkennt man echten, qualitativ hochwertigen Honig?
Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es ohne Labor nicht. Dennoch helfen folgende Punkte bei der Orientierung:
1. Preisrealismus
Qualität hat ihren Preis.
Honig unter 6–7 € pro Kilo ist wirtschaftlich meist nicht fair produzierbar.
2. Herkunft transparent?
Kritisch:
-  
„Mischung aus EU-/Nicht-EU-Honig“
 
Besser:
-  
„Deutscher Honig“
 -  
Regionale Bezeichnung
 
3. Konsistenz
Kristallisation ist ein gutes Zeichen:
Natürliche Blütenhonige werden nach wenigen Wochen bis Monaten fest.
Ständig flüssige Ware: skeptisch sein.
4. Qualitätskennzeichen
-  
Bio-Siegel
 -  
D.I.B.-Gewährverschluss (Deutscher Imkerbund)
 
Diese Systeme setzen höhere Standards als gesetzlich vorgeschrieben.
5. Direktkauf bevorzugen
Imker aus der Region bieten Rückfragen, Transparenz und kurze Wege.
Was Verbraucher aktiv tun können
-  
Regional kaufen (Hofladen, Wochenmarkt, direkt beim Imker)
 -  
Etiketten lesen und Herkunft prüfen
 -  
Billigangebote kritisch hinterfragen
 -  
Nachhaltige Imkerei unterstützen → stärkt Biodiversität
 
Jeder bewusste Einkauf schützt ein sensibles Naturprodukt – und die Bienen.
Politische und rechtliche Maßnahmen
Die EU plant:
-  
Strengere Importkontrollen
 -  
Verbesserte Methoden zur Betrugserkennung
 -  
Verschärfte Kennzeichnungspflicht
 -  
Mehr Transparenz für Verbraucher
 
Doch Branchenvertreter fordern: Es muss schneller gehen, sonst bleiben ehrliche Betriebe im Wettbewerb zunehmend auf der Strecke.
Fazit: Qualität entscheidet – und der Kunde entscheidet mit
Gepanschter Honig ist kein Randphänomen, sondern ein breites Marktproblem. Mit einem bewussten Einkauf setzen Verbraucher ein klares Signal:
Natürlichkeit, Transparenz und faire Arbeit sollen sich lohnen.
Regionaler Honig steht für echte Handwerkskunst, kurze Transportwege, starken Geschmack – und den Schutz der Bienen.