Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt. Das zeigt die aktuelle Konjunktureinschätzung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Für Agnes Conrad, Bundestagsabgeordnete der Linken und Sprecherin für Automobilpolitik, ist die Analyse ein deutliches Warnsignal – auch mit Blick auf die Region Schweinfurt.
Conrad betont, dass viele Beschäftigte mit Sorge auf die kommenden Monate blicken und Unternehmen Investitionen zurückhalten. Besonders Regionen wie Schweinfurt seien betroffen, da hier die Zulieferindustrie eine Schlüsselrolle spiele. Ausbleibende Investitionen und Unsicherheit hätten bereits spürbare Folgen, so die Abgeordnete: Wenn Betriebe nicht wüssten, ob Energie bezahlbar bleibe, ob neue Maschinen finanziert werden könnten oder ob die Auftragslage stabil sei, gefährde das am Ende vor allem die Belegschaften.
Die Nachfrage in der Fahrzeug- und Zulieferindustrie gehe zurück, während klassische Kostensenkungen zunehmend wirkungslos blieben. Conrad macht deutlich, dass für die deutsche Automobilindustrie neue Produkte und Technologien entscheidend seien. Einsparungen an den falschen Stellen würden den strukturellen Wandel lediglich verzögern.
Die Abgeordnete übt zudem deutliche Kritik an der Union. Die Debatten über Verbrenner-Aus, Bürokratie oder Lohnkosten lenkten aus ihrer Sicht davon ab, dass die E-Mobilität politisch jahrelang verschleppt worden sei. Deutsche Hersteller hätten zu spät in neue Technologien investiert. Dies werde besonders im internationalen Vergleich sichtbar: Eine Analyse des Handelsblatts vom 11. November zeigt, dass deutsche Hersteller im wichtigen chinesischen Markt zunehmend Marktanteile an lokale Wettbewerber verlieren, die frühzeitig auf Elektromobilität und Batterietechnik gesetzt haben.
Die Folgen seien für viele Zulieferbetriebe gravierend. Unternehmen, die seit Jahrzehnten Motor- oder Getriebetechnik fertigen, stünden nun vor wirtschaftlichen Herausforderungen, weil der Übergang zur E-Mobilität nicht ausreichend unterstützt worden sei.
Conrad fordert daher eine klare wirtschaftspolitische Neuausrichtung. Es brauche keine pauschalen Subventionen, sondern gezielte Investitionen in die Transformation: neue Fertigungstechnologien, digitale Infrastruktur, Energiespeicherung, Batterietechnik, Ladeinfrastruktur, Weiterqualifikation der Fachkräfte und klimafreundliche Produktion. Der Wandel müsse aktiv gestaltet werden, so Conrad. Wer Zukunft wolle, müsse sie gestalten.
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ist eines der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute. Es erstellt regelmäßig Konjunkturanalysen und den bekannten ZEW-Konjunkturindikator, der als wichtiger Stimmungsindex für die wirtschaftliche Entwicklung gilt.