Mit dem ersten Bayerischen Apothekengipfel hat Gesundheitsministerin Judith Gerlach ein deutliches Zeichen für eine stabile, sichere und flächendeckende Arzneimittelversorgung im Freistaat gesetzt. Bei den Gesprächen in München machte sie klar, dass die geplante Apothekenreform des Bundes „dringend Nachbesserungen“ benötigt.
„Die bayerischen Apotheken leisten jeden Tag und jede Nacht einen zentralen Beitrag zur Versorgung der Menschen“, betonte Gerlach. Es sei wichtig, dass Reformen gemeinsam mit den Berufsgruppen entwickelt werden – konstruktiv, aber wo nötig auch kritisch.
Eingeladen zum Gipfel waren Vertreterinnen und Vertreter der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK), des Bayerischen Apothekerverbands (BAV), des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels (PHAGRO), der Krankenhausapotheken sowie der pharmazeutischen Wissenschaft.
„Eine Apotheke ohne Apotheker wäre das Ende der inhabergeführten Vollapotheke“
Besonders kritisch sieht Gerlach Pläne des Bundes, pharmazeutische Tätigkeiten verstärkt durch Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) ausführen zu lassen. „Ein PTA kann keinen Apotheker ersetzen“, so die Ministerin. Auch am Prinzip der ständigen Dienstbereitschaft solle nicht gerüttelt werden.
Die Gesprächsrunde diskutierte zudem die geplante Erweiterung pharmazeutischer Dienstleistungen sowie neue Impfangebote in Apotheken. Diese müssten im Einvernehmen mit der Ärzteschaft erfolgen, um tragfähig und sinnvoll zu sein.
Apothekendichte fällt, wirtschaftlicher Druck steigt
Franziska Scharpf, Präsidentin der BLAK, forderte politische Verlässlichkeit: „Die Vor-Ort-Apotheken wollen sich weiterentwickeln und zusätzliche Verantwortung übernehmen – aber dafür muss der Apothekerberuf gestärkt werden.“ Insbesondere die im Referentenentwurf geplante PTA-Vertretungsregelung müsse gestrichen werden.
Auch Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des BAV, machte auf die wirtschaftliche Lage aufmerksam. Bayern habe in den letzten zehn Jahren rund 600 Apotheken verloren. Die Vergütung sei unzureichend und müsse – wie im Koalitionsvertrag zugesagt – angepasst werden.
Großhandel und Wissenschaft unterstützen Forderungen
PHAGRO-Geschäftsführer Thomas Porstner betonte die Bedeutung gleicher Wettbewerbsbedingungen, insbesondere gegenüber Arzneimittelversand aus dem Ausland.
Prof. Dr. Robert Fürst von der LMU München verwies auf die hohe fachliche Qualifikation der Apothekerschaft, die nicht entwertet werden dürfe.
Gerlach fasste zusammen: „Wir müssen Apotheken krisenfest machen. Dazu gehören verlässliche Strukturen, auskömmliche Finanzierung und der Erhalt der vollversorgenden Apotheken im Freistaat.“