Sorya Lippert, seit 2002 Mitglied des Schweinfurter Stadtrats und seit 2014 Zweite Bürgermeisterin, wird zur Kommunalwahl am 8. März 2026 nicht mehr für die CSU, sondern für die SPD kandidieren. Mit diesem Schritt verbunden ist ihr Austritt aus der CSU – nach über 30 Jahren Mitgliedschaft.
In einer persönlichen Erklärung macht sie deutlich, dass diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde, sondern das Ergebnis eines langen, intensiven und schmerzlichen Prozesses ist:
„Ich bin ein zutiefst loyaler Mensch mit klaren Werten. Ich war stets meiner Partei, meinen Wählerinnen und Wählern – und nicht zuletzt mir selbst und meinen Überzeugungen – verpflichtet. Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem ich mir selbst nicht mehr untreu werden darf.“
Warum damals die CSU? Und warum jetzt der Bruch?
Sorya Lippert trat Anfang der 1990er-Jahre in die CSU ein – getragen vom Wunsch, sich politisch zu engagieren und gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen.
„Ich fühlte mich privilegiert und wollte etwas zurückgeben. Mit meinem Schwiegervater hatte ich einen Gesprächspartner, der mir eindrücklich vermitteln konnte, wie das Christentum und die Soziale Marktwirtschaft das Fundament der Schweinfurter – ja, der deutschen Gesellschaft – bildeten. Das hat mich überzeugt.“
Sie erlebte die CSU lange Zeit als Partei, in der sie ihre Themen – Integration, Bildungsgerechtigkeit, soziale Teilhabe – mit Überzeugung einbringen konnte: „Sehr lange Zeit war es für mich möglich, mit dem, was mir wichtig war, Gehör zu finden. ‚Bewahre dir deinen Idealismus‘, schrieb mir eine enge Freundin, als ich vor elf Jahren zur Bürgermeisterin gewählt wurde. Und das habe ich versucht.“
Doch dieser Idealismus sei in den letzten Jahren zunehmend an Grenzen gestoßen.
„Die gesellschaftlichen und politischen Verschiebungen haben auch meine Partei verändert – und mich innerlich immer öfter zweifeln lassen. Ich habe mitgetragen, vermittelt, gehofft. Aber jetzt geht es nicht mehr.“
Sorge um Demokratie – und klare Haltung zur Zukunft
„Ich mache mir Sorgen um die Demokratie in diesem Land“, erklärt Lippert. „Ich hadere mit dem oft zitierten Satz, Demokratie und Wohlstand seien Geschwister – und dass der Wohlstand nun so bedroht sei, dass plötzlich auch demokratische Grundprinzipien zur Disposition stehen. Das darf nicht sein.“
Gleichzeitig betont Sorya Lippert: „Ich weiß, dass unsere Welt – im Großen wie im Kleinen – zum Prinzip der Nachhaltigkeit zurückfinden muss. Wir müssen uns in jedem Bereich darum bemühen, dass Zukunft für alle möglich bleibt.“
Sie beobachtet mit wachsender Besorgnis eine wachsende Polarisierung der Gesellschaft: „Ich sehe immer tiefere Gräben zwischen ‚wir‘ und ‚den Anderen‘ – und viel zu wenig Anstrengung, diese Gräben zu überwinden. Ich muss die Zeit, die mir bleibt, dort mitwirken, wo ich diese Anstrengungen sehe: bei der Überwindung kultureller Barrieren, im Einsatz für Nachhaltigkeit und vor allem im Respekt vor jedem einzelnen Menschen.“
Amt mit Verantwortung – Schritt mit Haltung
Lippert unterstreicht, dass sie ihr Amt als Zweite Bürgermeisterin stets mit Verantwortung und Respekt ausgeübt habe. Sie wurde 2014 vom Schweinfurter Stadtrat gewählt und 2020 mit 37 von 45 Stimmen fraktionsübergreifend eindrucksvoll im Amt bestätigt – ein Vertrauensbeweis, den sie als große Verpflichtung empfindet.
„Dieses Amt ist mir Ehre und Verantwortung zugleich – und ich möchte es auch weiterhin engagiert ausüben.“
Fraktionslos bis zur Wahl
„Ich wurde über die Liste der CSU in den Stadtrat gewählt. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, dass ich bis zur nächsten Kommunalwahl keiner anderen Fraktion oder Gruppierung angehöre. Mein politisches Engagement jedoch wird künftig auf der Liste der SPD stattfinden.“
Warum die SPD?
„Ich sehe bei der Schweinfurter SPD das ernsthafte Bemühen, unsere Stadt zukunftsfähig zu gestalten. Ich möchte dort mitwirken, wo es konkrete Anstrengungen für Nachhaltigkeit, kulturelle Verständigung und den Respekt vor jedem Menschen gibt.“
Unterstützung für Ralf Hofmann als OB-Kandidat
Mit voller Überzeugung unterstützt Lippert die Kandidatur von Ralf Hofmann als Oberbürgermeister:
„Ralf Hofmann steht für Haltung, Erfahrung und Dialogbereitschaft. Ich traue ihm zu, unsere Stadt mit Verantwortung, Engagement und Augenmaß in eine gute Zukunft zu führen. Und ich möchte ihn auf diesem Weg aktiv unterstützen.“
Die Schweinfurter SPD begrüßt den Wechsel mit großer Wertschätzung:
„Sorya Lippert bringt politische Erfahrung, Integrationskraft und menschliche Tiefe in unser Team“, so der designierte OB-Kandidat Ralf Hofmann. „Sie steht wie kaum jemand für kommunales Handeln mit Haltung – wir freuen uns sehr auf den gemeinsamen Weg.“
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