Trotz des Infrastruktur-Sondervermögens von 500 Milliarden Euro könnten deutschlandweit zahlreiche Bauvorhaben gestrichen oder verschoben werden. In Mainfranken betrifft das möglicherweise auch den Bau der B26n. Laut mehreren Medienberichten steht das Projekt auf der Kippe. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) kritisiert den drohenden Planungsstopp scharf und fordert eine schnelle Realisierung.
Nach den derzeit vorliegenden Arbeitspapieren zum Finanzierungs- und Realisierungsprogramm (FRP) 2025–2029 klafft im Bundeshaushalt eine Finanzierungslücke von rund 5,5 Milliarden Euro. Unter anderem ist deshalb der Bau der B26n gefährdet. Die geplante Bundesstraße soll vom Autobahndreieck Werneck (A7/A70) über Karlstadt bis zur A3 bei Helmstadt führen. Ziel ist es, Ortsdurchfahrten entlang der heutigen B26 zu entlasten, den Großraum Würzburg verkehrlich zu entlasten und den Wirtschaftsraum Main-Spessart besser anzubinden.
„Keine Kür, sondern Grundvoraussetzung“
Für die regionale Wirtschaft wäre ein Planungsstopp ein deutlich negatives Signal.
„Die Betriebe brauchen verlässliche Infrastrukturentscheidungen“, warnt Rainer Michel, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Verkehrsausschusses und Geschäftsführer der Spedition Leopold Michel GmbH. Ohne die B26n drohten überlastete Ortsdurchfahrten, längere Transportzeiten und höhere Logistikkosten – mit direkten Folgen für Wettbewerbsfähigkeit und Lieferketten.
Auch Unternehmerin Verena Müller-Drilling aus Frammersbach wäre unmittelbar betroffen. „Als produzierendes Unternehmen sind wir auf pünktliche Zu- und Auslieferungen angewiesen. Bleibt die B26n aus, fehlen Kapazität und Planbarkeit – das hemmt Investitionen und Wachstum im ländlichen Raum“, erklärt die Vorsitzende des IHK-Gremialausschusses Main-Spessart.
Für Ingrid Hunger, IHK-Präsidiumsmitglied und Geschäftsführerin der Walter Hunger International GmbH in Lohr am Main, ist die B26n „keine Kür, sondern Grundvoraussetzung“. Ihre Produkte – große und schwere Hydraulikzylinder – müssen termingerecht ausgeliefert werden. „Umwege und Staus verteuern jede Lieferung. Am Ende zahlt der Kunde, und der Standort verliert an Attraktivität“, betont sie.
IHK fordert klare Entscheidungen
Um wirtschaftliche Nachteile abzuwenden, fordert die IHK, die B26n verbindlich im Finanzierungs- und Realisierungsprogramm 2025–2029 zu verankern und baureife Abschnitte zügig freizugeben. Zudem müsse die Engpassbeseitigung priorisiert und Planungs- sowie Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.
„Die B26n ist wirtschaftlich relevant für Mainfranken“, unterstreicht der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Lukas Kagerbauer. Sie stärke die Erreichbarkeit, reduziere Verkehrsbelastungen in den Gemeinden und erhöhe die Resilienz des Verkehrsnetzes. „Wir appellieren an Bund und Freistaat, die Finanzierung jetzt abzusichern und den Bau der B26n endlich auf den Weg zu bringen.“