Basketball – Die Würzburg Baskets basteln weiter an der besten Bundesliga-Hauptrunde ihrer Klubgeschichte: Am 21. Spieltag der easyCredit BBL gelang den Schützlingen von Headcoach Sasa Filipovski dank einer starken zweiten Halbzeit ein 94:91-Auswärtssieg im Duell der Playoff-Anwärter bei den MHP RIESEN Ludwigsburg. Der Tabellenvierte startete mit einem 12:0-Lauf in die Partie, konnte die frühe Führung gegen aggressive Gastgeber vor 4000 Zuschauenden in der MHP Arena aber zunächst nicht verteidigen. Nach einem Acht-Punkte-Rückstand zur Pause kämpften sich die Unterfranken im dritten Viertel zurück ins Spiel, das in der Schlussphase wieder einmal zu einem echten Krimi wurde: Erst 4,6 Sekunden vor dem Ende verwandelte Würzburgs Topscorer Otis Livingston II (26 Punkte) zwei Freiwürfe zum Sieg, der letzte Dreierversuch der Ludwigsburger war nicht mehr erfolgreich.
„Natürlich bin ich sehr zufrieden mit dem Sieg. Wir hatten heute auch das nötige Quäntchen Glück, nachdem wir in der letzten Saison hier mit einem Buzzerbeater verloren haben“, sagte Sasa Filipovski hinterher. Durch ihren 14. Saisonsieg gehen die Würzburger als Tabellenvierter in die zweieinhalbwöchige Pokal- und Länderspielpause. Weiter geht es mit einem Heimspiel gegen die HAKRO Merlins Crailsheim am 1. März um 20 Uhr in der voraussichtlich zum fünften Mal in Folge restlos ausverkauften Würzburger tectake ARENA.
Für den erkrankten Zac Seljaas rückte am Aschermittwoch Emmanuel Little in den Baskets-Kader. Collin Welp vertrat Seljaas in der Startformation und machte seine Sache wieder einmal gut: Er steuerte fünf Punkte zum starken 12:0-Start der Gäste bei, sein Dreier zum Zwischenstand von 0:10 führte bereits in der dritten Minute zur ersten Ludwigsburger Auszeit. Kurze Zeit später war die Würzburger Führung nach einem Dreier von Isaiah Washington sogar auf 13 Zähler angewachsen (4:17, 6. Minute). Dann besannen sich die Ludwigsburger auf ihre Stärken, erhöhten die Intensität in der Verteidigung und trafen dreimal in Folge von der Dreierlinie.
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Dadurch gelang es ihnen, den Rhythmus ihrer Gäste zu brechen, die sich zwar im gesamten Spiel ganze vier Ballverluste leisteten, im Angriff bis zum Seitenwechsel aber kaum noch einfache Abschlüsse bekamen. Auch bei den Rebounds waren die Hausherren zu diesem Zeitpunkt der Partie überlegen, so dass sie den Spielstand noch vor der ersten Viertelpause ausgleichen konnten (24:24). Im zweiten Abschnitt blieb es zunächst eine ausgeglichene Partie (31:31, 13. Minute), dann konnten sich die Barockstädter durch ihre stärkste Phase der Begegnung noch vor dem Seitenwechsel zweistellig absetzen (48:38, 20. Minute), ehe Otis Livingston einen Sprungwurf zum Halbzeitstand von 48:40 traf.
„Ludwigsburg ist in der Verteidigung aggressiver geworden, und es hat eine Weile gedauert, bis wir richtig dagegen gehalten haben. Das ist uns gelungen, und deswegen haben wir gewonnen“, analysierte Owen Klassen nach dem Spiel. Er meinte damit die kompletten zweiten zwanzig Minuten, in denen die Baskets nur noch einen einzigen Ballverlust produzierten und mehr Offensivrebounds holten (12) als die Ludwigsburger im gesamten Spiel (11).
Zum Start ins dritte Viertel traf Klassen einen Korbleger, Isaiah Washington legte von der Dreierlinie nach, und von da an wurde es eine enge und intensive Partie auf Playoff-Niveau. Zwar konnten sich die RIESEN zunächst wieder etwas deutlicher absetzen (60:51 nach 25 Minuten), dann startete aber endgültig die letztlich erfolgreiche Würzburger Aufholjagd. Bis zum Ende des dritten Viertels kamen die Baskets wieder auf einen Zähler heran – Javon Bess versenkte den Dreier aus der Ecke zum 69:68.
Die erste Gäste-Führung der zweiten Halbzeit besorgte Darius Perry, der nach einem Ballgewinn in der ersten Aktion des Schlussviertels aus dem Fastbreak zum 69:70 traf. Auch vom nächsten Ludwigsburger 10:2-Lauf zum Zwischenstand von 82:74 ließen sich die Baskets nicht beeindrucken und stellten in der Schlussphase erneut ihre Auswärtsstärke unter Beweis. Drei Korbleger und fünf Freiwurf-Treffer später hatten sie wieder auf 86:85 verkürzt, dann traf Yorman Polas Bartolo den Korbleger zum 88:85 – wie in der vergangenen Saison wurde es noch einmal richtig spannend in der MHP Arena. Den Ausgleich besorgte Otis Livingston II mit seinem einzigen erfolgreichen Dreier der Partie (im neunten Versuch), dann fand der Baskets-Spielmacher Owen Klassen, der den Ball zum 88:90 in den Korb beförderte.
Den Sieg holten sich die Baskets nach dem sechsten Führungswechsel der Partie in der Verteidigung – außer drei Freiwürfen von Center Eddy Edigin gelang den Ludwigsburgern in der Schlussphase nichts Zählbares mehr. Darius Perry und Otis Livingston behielten an der Freiwurflinie die Nerven, und anders als im Vorjahr, als Will Cherry einen Buzzerbeater zum Ludwigsburger Heimsieg getroffen hatte, war die letzte Ludwigsburger Aktion des Spiels nicht erfolgreich: Der Dreier von Silas Melson ging an den Ring, und die Würzburg Baskets konnten zusammen mit gut 50 mitgereisten Fans am Valentinstag den achten Auswärtssieg der Saison feiern.
MHP RIESEN Ludwigsburg – Würzburg Baskets 91:94
(24:4, 24:16, 21:28, 22:26)
Für Würzburg spielten:
Otis Livingston II 26 Punkte/1 Dreier (6 Assists), Isaiah Washington 16/3, Darius Perry 14/1 (3 Steals), Owen Klassen 12 (6 Rebounds), Collin Welp 12/2, Max Ugrai 7/1, Javon Bess 7/1 (8 Rebounds/2 Blocks), Felix Hoffmann, Emmanuel Little.
Top-Performer Ludwigsburg:
Jayvon Graves 20/2 (8 Rebounds/6 Assists), Desure Buie 17/3, Silas Melson 11/3, Jaren Lewis 11/3.
Key Stats:
Ballverluste: Würzburg 4 – Ludwigsburg 12
Offensivrebounds 2. Halbzeit: Würzburg 12 – Ludwigsburg 5
Freiwürfe: Würzburg 25 von 28 – Ludwigsburg 14 von 15
Stimmen zum Spiel
Otis Livingston II, Würzburg Baskets:
„Ich glaube immer an mich, und unsere Trainer und meine Mitspieler geben mir auch viel Selbstvertrauen, deshalb nehme ich die Würfe. Manchmal ist es einfach so, dass die ersten acht nicht reingehen, aber man muss trotzdem weiterwerfen. Wir arbeiten im Training alle daran. Basketball ist eine Mannschaftssportart, niemand kann den Job alleine erledigen. Man braucht ein ganzes Kollektiv, vom Management über die Trainer zu den Spielern. Es fühlt sich natürlich gut an, wenn unsere Fans MVP` von der Tribüne rufen. Wir haben aber nach der Pause noch 14 Spiele vor uns. Daher müssen wir weiterarbeiten und uns auf unsere Aufgabe konzentrieren, nämlich so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Es ist alles möglich, wir können jedes Spiel gewinnen, aber auch jedes Spiel verlieren. Wir müssen uns den Sieg in jedem Spiel holen, niemand wird uns irgendetwas schenken. Allen Iverson war ein großartiger Spieler. Es ist schön, mit ihm verglichen zu werden. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Coach Josh King bei seinem Vergleich vor allem mein Aussehen mit den Tattoos und der Frisur gemeint hat.“
Owen Klassen, Würzburg Baskets:
„Wir wussten, dass Ludwigsburg sehr physisch spielt und versucht, ins Laufen zu kommen. So war es auch in der ersten Halbzeit nach unserem guten Start. Sie sind in der Verteidigung aggressiver geworden, und es hat eine Weile gedauert, bis wir richtig dagegen gehalten haben. Das ist uns gelungen, und deswegen haben wir das Spiel gewonnen. Wir waren erfolgreich im Kampf um die Rebounds, auch weil die Jungs gute Dreier geworfen haben. Es ist immer einfacher, die Rebounds zu lesen, wenn man Richtung Korb läuft. Ludwigsburg spielt seit Jahren auf dieselbe Art und Weise. Sie spielen immer sehr physisch, gehen hart zum Rebound und wollen den Gegner müde machen. Man muss auf demselben Intensitätslevel spielen, wenn man sie besiegen will. Wir dürfen uns nicht zu sehr darüber freuen, was wir bereits erreicht haben. Deswegen schauen wir nicht auf die Tabelle, sondern immer nur auf das nächste Spiel.“
Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Glückwunsch an meine Spieler. Sie haben sich die meiste Zeit an unseren Gameplan gehalten, und es war ein sehr physisches und energiegeladenes Spiel. Wir sind gut gestartet, aber Ludwigsburg ist ein starkes Team. Wir sind ins Straucheln geraten und konnten den Vorsprung nicht halten. Nach der Halbzeit haben wir einige unserer Fehler korrigiert. Dennoch haben sie viel gepunktet, da haben wir unseren Job nicht gut genug gemacht. Am Ende bin ich aber natürlich zufrieden, auch weil wir heute das nötige Quäntchen Glück hatten. Letzte Saison haben wir hier durch einen Buzzerbeater verloren, heute waren wir die Glücklicheren. Es war ein schöner Abend in einer vollen Halle. Danke auch an unsere Fans, die gekommen sind, um uns zu unterstützen.“
Josh King, Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg:
„Glückwunsch an Coach Filipovski und Würzburg zu einem verdienten Sieg – sie waren das bessere Team. Sasa hat es gerade gesagt: Wenn du gegen ein so gutes Team wie Würzburg spielst, musst du ab dem Sprungball bereit sein. Das waren wir nicht, und dafür übernehme ich die Verantwortung. Wenn du zum Start 0:12 oder 4:17 zurück liegst, läufst du immer hinterher. Heute haben wir die Führung zwar zurückerobert und hatten das Spiel in gewisser Weise unter Kontrolle. Aber dann musst du es auch zu Ende bringen. Wir haben Würzburg viel zu oft an die Freiwurflinie geschickt und ihnen zu viele einfache Punktmöglichkeiten gestattet. Zudem haben wir viel zu viele Offensivrebounds abgegeben. Ich dachte, dass wir dahingehend schon weiter wären, aber 17 abgegebene Offensivrebounds sind viel zu viel. Glückwunsch an Würzburg, sie haben ihre Physis sehr gut ausgespielt. Wir sind nicht gut damit umgegangen und müssen besser werden. Hoffentlich hilft die Pause unseren Spielern dabei zu regenerieren, um dann für das letzte Drittel der Saison stark zurückzukommen. Der heutige Abend war nichts! Wir haben leider nicht auf dem zuletzt guten Level gespielt.“