Die aktuellen Testergebnisse von ÖKO-TEST geben Anlass zur Sorge: Mehr als die Hälfte der untersuchten Hähnchenbrustfilets ist mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Insgesamt fielen 14 von 23 getesteten Produkten im Labor durch – betroffen sind sowohl konventionell erzeugtes als auch Bio-Hähnchenfleisch.
Für den Test ließ ÖKO-TEST frische Hähnchenbrustfilets mikrobiologisch untersuchen. Sieben Produkte aus ökologischer Haltung und sieben aus konventioneller Tierhaltung stuften die Verbraucherschützer als „bedenklich“ ein. Eine akute Gesundheitsgefahr besteht laut ÖKO-TEST zwar nicht, dennoch gelten antibiotikaresistente Keime weltweit als eine der größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit.
Antibiotikaresistenzen als wachsendes Risiko
Das Problem reicht weit über einzelne Lebensmittel hinaus. Antibiotikaresistente Keime können dazu führen, dass eigentlich gut behandelbare Infektionen immer schwieriger oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr therapierbar sind. Gelangen belastete Produkte in die Küche, können sich die Keime bei unsachgemäßer Hygiene auf den Menschen übertragen und weiterverbreiten.
Bereits frühere Untersuchungen von Behörden und Instituten deuteten darauf hin, dass die Geflügelfleischindustrie eine erhebliche Rolle bei der Verbreitung antibiotikaresistenter Erreger spielt. Besonders der hohe Antibiotikaeinsatz in der konventionellen Massentierhaltung gilt als ein zentraler Faktor.
Auch Bio-Hähnchen betroffen
Überraschend ist, dass auch Bio-Fleisch im Test auffällig war. Zwar gelten in der ökologischen Tierhaltung strengere Vorgaben für den Einsatz von Antibiotika, dennoch können Keime etwa durch Kreuzkontaminationen in Schlachthöfen auf das Fleisch gelangen. Dort werden häufig Tiere unterschiedlicher Haltungsformen verarbeitet, wodurch eine Übertragung möglich ist.
Laut ÖKO-TEST zeigt dies, wie weit antibiotikaresistente Keime inzwischen verbreitet sind – unabhängig von der Haltungsform.
Forderungen und Verhaltenstipps
Aus Sicht der Verbraucherschützer sind zwei Maßnahmen besonders dringend erforderlich: eine weitere Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Hähnchenmast sowie eine deutlich verbesserte Schlachthygiene, um die Übertragung der Keime zu verhindern.
Verbraucherinnen und Verbraucher können das Risiko im eigenen Haushalt senken, indem sie rohes Geflügelfleisch kühl lagern, nicht abwaschen, strikt von anderen Lebensmitteln trennen und immer vollständig durchgaren. Temperaturen von über 70 Grad im Fleischinneren töten die Keime zuverlässig ab.
Die vollständigen Testergebnisse sind in der Januarausgabe des ÖKO-TEST-Magazins sowie online abrufbar.
