Die erzielte Einigung zwischen ZF-Management und Arbeitnehmervertretung zur Zukunft der Division E wird von der Partei Die Linke Schweinfurt als wichtiger Meilenstein für Beschäftigte und den Industriestandort Schweinfurt bewertet. Gleichzeitig warnt die Partei vor tiefgreifenden strukturellen Problemen, die weiterhin ungelöst bleiben.
Erfolg im ersten Schritt – aber kein Grund zur Entwarnung
Wolfgang Gutgesell, Vorsitzender der Partei Die Linke Schweinfurt, Betriebsrat bei ZF und Mitglied im Kreistag des Landkreises Schweinfurt, erklärt:
„Als Betriebsrat bei ZF kenne ich die Sorgen und Nöte der Kolleginnen und Kollegen aus erster Hand. Die Einigung verhindert zunächst eine Abspaltung der Division E und ist damit ein Erfolg unserer gemeinsamen Kämpfe. Doch wir leben in Zeiten eines brutalen Raubtier-Kapitalismus, der ohne Rücksicht auf Menschen und Regionen seine egoistischen Profitziele durchsetzt. Da hilft eine Stiftung als Eigentümer derzeit nur bedingt.“
Fehlende Mitbestimmung als Kernproblem
Gutgesell kritisiert, dass es Beschäftigten und Betriebsräten nach wie vor an echter demokratischer Mitbestimmung in unternehmerischen Entscheidungen fehlt:
„Hier gibt es keine wirkliche Mitsprache, wenn es um strategische Weichenstellungen geht. Die Partei Die Linke steht für eine grundlegende Demokratisierung der Wirtschaft. Wer die Arbeit macht, muss auch bei den wichtigen Entscheidungen mitreden können.“
Arbeitsplatzabbau betrifft die gesamte Region
Trotz der erzielten Einigung sind die Herausforderungen für die Beschäftigten enorm. Bis 2030 sollen in der Division E rund 7.600 Arbeitsplätze wegfallen. Zudem werden die Arbeitszeiten um 7,5 Prozent reduziert und vereinbarte Lohnerhöhungen verschoben.
„Diese Auswirkungen spüren gerade wieder die Menschen und unsere ganze Region, besonders im Hinblick auf die parallelen Entwicklungen bei Bosch, SKF und Schaeffler“, betont Gutgesell.
Die Linke Schweinfurt erklärt ihre uneingeschränkte Solidarität mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von ZF, Bosch, SKF und Schaeffler. Während bei Bosch 13.000 Stellen deutschlandweit abgebaut werden sollen, plant Schaeffler in Schweinfurt den Wegfall von 590 Arbeitsplätzen. Auch bei SKF drohen weitere Einschnitte.
„Diese Entwicklung zeigt das wahre Gesicht des Kapitalismus: Profite werden privatisiert, die Kosten der Krisen tragen die Beschäftigten und die Gesellschaft“, so Gutgesell.
Linke fordert strukturelle Veränderungen
ZF befindet sich zu 93,8 Prozent im Besitz der Zeppelin-Stiftung und zu 6,2 Prozent der Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung. Aus Sicht der Linken zeigt dies, dass auch Stiftungsstrukturen keine automatische soziale Verantwortung garantieren.
„Wir brauchen eine grundlegende Neuausrichtung unserer Wirtschaftsordnung, in der nicht allein der Profit, sondern das Gemeinwohl im Mittelpunkt steht“, erklärt Gutgesell.
Die Partei fordert konkrete politische Maßnahmen:
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Einrichtung eines Transformationsfonds für die Automobilindustrie
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Programme zur Arbeitsplatzsicherung
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Mehr demokratische Mitbestimmung in den Unternehmen
„Die Beschäftigten haben über Jahrzehnte zu den Erfolgen dieser Unternehmen beigetragen. Jetzt ist es Zeit, dass sie auch bei den Zukunftsentscheidungen gehört werden“, so Wolfgang Gutgesell abschließend.