Im ersten Halbjahr 2025 zählten die Hotels und Pensionen in Schweinfurt rund 107.600 Gäste-Übernachtungen. Das sind 11,2 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Unterfranken mit. Während die Übernachtungszahlen bayernweit leicht zunahmen (+0,8 %), verzeichnet Schweinfurt einen spürbaren Rückgang.
Ibo Ocak von der NGG Unterfranken sieht die Gründe nicht allein im Tourismusverhalten, sondern vor allem in hausgemachten Problemen der Branche: „Viele Betriebe haben ihre Öffnungszeiten wegen Personalmangels stark eingeschränkt. Gleichzeitig verlassen gut ausgebildete Fachkräfte die Branche – auch als Folge des Umgangs vieler Arbeitgeber während der Corona-Pandemie.“
Kritik an Löhnen und Arbeitsbedingungen
Besonders deutlich wird Ocak beim Thema Bezahlung: „Viele Gastwirte machen einen großen Bogen um den Tariflohn. Für Köchinnen und Kellner mit Ausbildung liegt der Einstiegstariflohn in Bayern bei 17,85 Euro pro Stunde. Tatsächlich zahlen viele aber nur den gesetzlichen Mindestlohn von 12,82 Euro – bei offenen Arbeitszeiten und Wochenendschichten. So findet die Branche kaum Personal.“
Zusätzlich kritisiert die NGG, dass Betriebe durch Sondermitgliedschaften im DEHOGA Bayern die Tarifbindung umgehen können: „Das ist eine Einladung zur Billiglohnpolitik – mit Folgen für Personal, Öffnungszeiten und Qualität.“
Warnung vor Qualitätsverlust
Laut NGG sei ein klarer Trend erkennbar: immer mehr Aushilfen, immer weniger Fachkräfte. Das gefährde den guten Ruf der Branche. Um dem entgegenzuwirken, müsse stärker auf Ausbildung und Stammbelegschaften gesetzt werden.
Steuererleichterung als Chance für Investitionen
Zum Jahreswechsel soll die Mehrwertsteuer für Gastronomiebetriebe von 19 auf 7 Prozent sinken. „Das ist ein ordentliches Steuergeschenk. Wir erwarten, dass die Betriebe dieses Geld nicht einstecken, sondern in Personal und faire Bezahlung investieren“, so Ocak.
Er verweist darauf, dass die Steuererleichterung bundesweit rund 3,6 Milliarden Euro ausmacht – fast so viel, wie der Bund 2025 für sozialen Wohnungsbau ausgibt. „Statt Steuergeschenke zu verteilen, sollte die Politik diese Mittel lieber für dringend benötigten Wohnraum einsetzen“, fordert Ocak.